Rezension

Ein Mutmacherbuch für die ganze Familie

Evies Garten - K. L. Going

Evies Garten
von K. L. Going

Jemand sagte einmal, wenn man einen geliebten Menschen verliert, ist es so, als stirbt ein Teil von einem selbst. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass diese Worte genau die Gefühlslage von Evie und ihrem Vater ausdrücken.

Optisch sieht dieses Buch nach einer fröhlichen Unterhaltung für junge Leser aus. Betrachtet man den Klappentext und liest die ersten Seiten dieses Buchs, hat man bereits den Kloß im Hals, der sich bis zum Ende des Buchs nicht vertreiben lässt. Die Atmosphäre der Geschichte trägt dazu weiter bei, sie ist sehr düster, schwermütig, bedrückend, nicht nur wetterbedingt auch eisig – und drückt damit genau die Stimmung aus, die Evie empfindet, ohne es explizit anzusprechend.

„Einhörner gibt’s nicht. Hat Vater gesagt. Er hat gesagt, dass keine deiner Geschichten wahr ist, denn wenn es Zauberei geben würde, dann wärst du gar nicht krank.“ (S.7)

Evie hat nicht nur ihre Mutter vor kurzem verloren, sondern wurde von ihrem Vater in einer verzweifelten Aktion aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Er erhofft sich dadurch einen Neuanfang, den er sich nicht vorstellen kann, solange ihn alles jede Sekunde an seine verstorbene Frau erinnert. Kombiniert mit der Sprachlosigkeit, die die beiden noch weiter voneinander distanziert, wirken beide komplett verloren, verzweifelt und gebrochen. Jemand sagte einmal, wenn man einen geliebten Menschen verliert, ist es so, als stirbt ein Teil von einem selbst. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass diese Worte genau die Gefühlslage von Evie und ihrem Vater ausdrücken.

Die neue Heimat bietet auch nicht unbedingt den Zufluchtsort, an dem man auf andere Gedanken kommen kann. Evies Vater hat ein Haus mit einer riesigen Apfelplantage gekauft, auf der ein Fluch liegt, wie die Bewohner des Ortes glauben. Er ist sich aber sicher, mit harter Arbeit lässt sich dieses Problem lösen. Es zeigt aber auch deutlich die Botschaft dieses Buchs auf: „man soll nie die Hoffnung verlieren!“

„Mom“, flüsterte sie, „warum hast du mich nicht mitgenommen?“ (S.35)
Solche Sätze, Aussagen und Gedanken sind es, die mitten ins Herz gehen und dieses Buch zu einem kleinen Schatz machen. Einen Schatz, der Trauerbewältigung ansprechend verpackt, kindgerecht genug für den jungen Leser, aber auch tiefgründig genug, um für die ältere Generation mit Lebenserfahrung Denkanstöße mitnehmen zu können.

Ein Mutmacherbuch für die ganze Familie – absolute Leseempfehlung!