Rezension

Ein packender Roman

Das Haus des Windes - Louise Erdrich

Das Haus des Windes
von Louise Erdrich

Bewertet mit 4 Sternen

Der 13- jährige Junge Joe lebt mit seinen Eltern in einem Indianerreservat in North Dakota. 1988 wird seine Mutter Opfer einer schweren Vergewaltigung, doch wegen alter Gesetzesregelungen kann der Täter nicht ohne Weiteres verurteilt werden. Joe versucht daher selbst, seine Mutter zu rächen... .
In diesem Roman gibt die Autorin Louise Erdrich einen interessanten und spannenden Einblick in das Leben der indigenen Bevölkerung. Aus der Sicht von Joe wird erzählt, mit welchen Problemen die Menschen dort noch heute zu kämpfen haben und welche Traditionen gepflegt werden. Beim lesen war ich sehr erschrocken über die Ungerechtigkeit, die seiner Mutter widerfährt. Die Geschichte wirkt so realistisch und lebensnah, dass man richtig mit den Figuren mitfühlen kann.
Generell wird ein ernstes Thema angesprochen und zwar die noch heute stattfindende Gewalt an indigenen Frauen und der Probleme, die Täter zu bestrafen. Nach wie vor gelten alte Gesetzte die eine Verurteilung meistens nicht möglich machen. 
Außerdem erlebt man, wie Joe immer mehr heranreift und mit seiner Sexualität konfrontiert wird. Gemeinsam mit seinen Freunden ist das natürlich ein großes Thema, aber auch sonst scheint niemand im Reservat ein Blatt vor den Mund zu nehmen. So werden gerade die älteren Figuren im Buch als sehr redefreudig über ihre freizügige Vergangenheit dargestellt.
Generell sind die Figuren oft ziemlich skurril. Was man aber immer wieder merkt ist, dass es im Reservat einen starken Zusammenhalt gibt und einer für den anderen da ist.
Die Autorin schreibt sehr authentisch und glaubwürdig. Die Sprache die sie benutzt wirkt wirklich wie die eines heranwachsenden Teenagers. Obwohl es an den entsprechenden Stellen passte, war mir die Wortwahl doch manchmal zu deftig.
Louise Erdrich ist es gut gelungen, zu zeigen, wie das Verbrechen das Leben von Joes Familie überschattet. Ich war sehr schockiert und oft auch traurig darüber, wie sehr die Mutter sich zurück zieht und berührt davon, wie Joe und sein Vater alles versuchen, um sie wieder ins Leben zurück zu holen.
Insgesamt ist ,,Das Haus des Windes" ein spannender und packender Roman, der mich sehr beeindruckt und berührt hat.