Rezension

Ein spannendes Katz und Maus Spiel

Böse Absichten - Keigo Higashino

Böse Absichten
von Keigo Higashino

Bewertet mit 5 Sternen

Kunihiko Hidaka wird am Vorabend seiner Abreise nach Kanada tot in seiner Wohnung aufgefunden. Seine Ehefrau und sein Jugendfreund und Schriftstellerkollege Nonoguchi finden die Leiche. Die Polizei steht vor einem Rätsel, Haustür und Arbeitszimmer waren von innen verschlossen, es gibt keine Zeichen eines Raubs oder gewaltsamen Eindringens. Der ermittelnde Kommissar ist auf die zwei Zeugen angewiesen, die zudem noch ein wasserdichtes Alibi haben. Kommissar Kaga ist froh, dass er im Zeugen Nonoguchi einen früheren Kollegen wiedererkennt. Beide haben vor langer Zeit einige Jahre gemeinsam an einer Schule unterrichtet und dann den Lehrerberuf an den Nagel gehängt. Nonoguchi ist ein penibler Zeuge, als Schriftsteller ist er es gewohnt, sich Notizen zu machen und bietet seinem ehemaligen Kollegen an, ihm seine jeweiligen Eindrücke zukommen zu lassen. Es scheint, das Hidaka kein so mustergültiger Zeitgenosse war, die Vergiftung der Nachbarskatze geht auf sein Konto und in einem seiner Bücher hat er einen ehemaligen Mitschüler ungünstig und ehrverletztend portraitiert. Die Suche nach dem Täter ist für Kaga eine diffiziele Angelegenheit, es gibt kaum Anhaltspunkte und nur wenige Aussagen, die aber immer wieder ein neues, völlig anderes Bild auf den Vorfall und die beteiligten Personen werfen. Vor allem die Aufzeichnungen Nonoguchis, die er weiterhin anfertigt, werfen neue Schlaglichter auf den Mord. Zwar ist Nonoguchi als Schriftsteller erfolglos, ja er war sogar auf die Hilfe und Empfehlungen von Hidaka angewiesen, aber als Beobachter und Taktiker ist er äußerst schlau.
 Dieser Roman ist fast wie ein Kammerspiel aufgebaut, es gibt nur wenige handelnde Personen, hauptsächlich beschränkt es sich auf die Aufzeichnungen Nonoguchis und die Ermittlungen Kagas. Aber wie in einem Labyrinth wird der Leser mit jeder Wendung, jeder Entdeckung wieder in die Irre geführt. Der Täter ist zwar sehr schnell erkannt, aber das Wie und vor allem das Warum stellen die Polizei und auch den Leser auf die Probe. Der Stil des Autors wirkt zurückgenommen und einfach, aber das ist nur auf den ersten flüchtigen Blick so. In dieser Einfachheit liegt die Raffinesse dieses Buchs. Erstaunlich ist, dass der Roman erst jetzt übersetzt wurde, er erschien in Japan bereits 2001. Da Computer und Telefon für die Handlung und das Alibi eine große Rolle spielen, wird dem Leser diese Zeitspanne allein durch die technische Entwicklung bewußt.
 Higashino ist in Japan ein bekannter und populärer, mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller, dem erst spät der Durchbruch gelang. Darin ähnelt er Kunihiko Hidaka, dem Opfer in diesem Kriminalroman. Dieser japanische Kriminalroman war eine erstaunliche Entdeckung für mich.