Rezension

ein sympathisches Dreamteam ermittelt

Der Tote am Kirchturm
von Alexander Bálly

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Winter in Bayern, das Wetter in Holznach ist grau und ungemütlich. Bei diesem Wetter sind nicht viele Menschen unterwegs, so ist es nicht verwunderlich dass der tote Mann beim Kirchturm lange Zeit unbemerkt bleibt. Passanten laufen vorbei, bemerken ihn nicht oder halten ihn für einen betrunkenen Penner. Als ein Jugendlicher mehr oder weniger über ihn drüberstolpert wird erst mal das Handy gezückt und Fotos geschossen, denn eine echte Leich ist die Sensation für den Jugendlichen.

Die Identität des Toten ist schnell festgestellt, es ist der Singer Bene, ein lokaler vermögender Musiker, der auch einige Gedichtbändchen veröffentlicht hat. Die Polizei fängt mit Befragungen und der Ermittlung der genauen Todesursache an, nichts ahnend dass das Dreamteam Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna auch schon längst an dem Fall ermitteln.

Ludwig Wimmer ist, seitdem er die Metzgerei an seinen Schwiegersohn abgegeben hat, nicht ausgelastet, schon als kleiner Bub hat er mit seinen Freunden am liebsten Detektiv gespielt.  Da kommt ihm so ein Mord gerade recht. Anna ist mit ihren 13 Jahren ein helles Köpfchen, macht ihre Hausaufgaben in der Metzgerei um den neuesten Tratsch über den Mord mitzubekommen. Als Anna ihrem Opa die Handyfotos zeigt, die in der Schule inzwischen die Runde gemacht haben, fällt Ludwig Wimmer gleich die rosarote Hautfarbe des Toten auf. Für ihn steht fest, der Bene wurde vergiftet.

Alexander Bálly zaubert hier einen Krimi mit viel bayrischer Atmosphäre und Mundart. Das Leben in dem kleinen Ort Holznach mit Tratsch und Klatsch ist toll beschrieben. Am besten haben mir die eigenwilligen Figuren gefallen, allen voran Wimmer und Anna. Wimmer ist ein älterer Herr, der noch nicht zum alten Eisen gehört. Er ist gewitzt und hat eine tolle Beobachtungsgabe, zieht seine Schlüsse, ganz wie ein richtiger Detektiv. Er und Anna ergänzen sich hervorragend, denn Anna kennt sich mit den modernen Medien wie Handy und Internet aus, was Wimmer leider abgeht. Zusammen sind Opa und Enkelin ein Spitzenteam.

Fast genauso gut hat mir aber auch das offizielle Ermittlerteam gefallen, Kommissar Konrad und sein schwäbischer Kollege Stimpfle sind auch genial. Der eine redet in bayrischer Mundart, der andere breit schwäbisch. Ihre Dialoge sind herrlich und sorgten bei mir für einige Lacher. Während Dimpfle sich in seine Theorie verbeißt ist Konrad den Hobbyermittlern gar nicht so abgeneigt.

Der Fall ist nicht so gradlinig, wie die Polizei erst mal vermutet. Erschwerend kommt ein weiterer Mord dazu, der die Zusammenhänge noch komplizierter macht. Ging es ums Geld? Dann Bene hinterlässt ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Oder war es eine Eifersuchtstat? Alles ist offen und bei diesem Fall kann man als Leser wunderbar spekulieren und eigene Theorien aufstellen. Bis fast zum Schluss tappte ich vollkommen im dunklen, was den Täter anbelangt.

Fazit: Absolut gelungener atmosphärischer Holledaukrimi mit sympathischen Charakteren und  Mundart.