Rezension

“Ja verreck! A echte Leich’!”

Der Tote am Kirchturm
von Alexander Bálly

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser prägnante Ausspruch entfleucht dem 16-jährigen Robert Messerer, der in Wolnzach eben das findet – a echte Leich’. Und zwar die von Benedikt Singer, einem vermögenden Künstler aus der Holledau, der neben seiner Freundin auch seine Gattin hinterlässt. Als zweifelsfrei feststeht, dass das Opfer mit Gift getötet wurde, fällt der Verdacht auf die Noch-Ehefrau – sind Giftmorde doch erfahrungsgemäß Frauensache. Doch ob das Ermittlerteam um Karl Konrad damit richtig liegt? Der ehemalige Metzgermeister Ludwig Wimmer und seine 13-jährige Enkelin Anna glauben nicht daran und agieren undercover…

“Der Tote am Kirchturm” ist Fall Nummer zwei für Ludwig Wimmer und Anna. Schon im Vorgänger “Der Tote am Maibaum” haben die beiden leidenschaftlichen Freizeit-Detektive erfolgreich die offiziellen Ermittlungen unterstützt – doch besonders erbaut war die Gendarmerie darüber nicht. Autor Alexander Bálly lässt die Hobby-Polizisten nun wieder von der Leine. Das tut er, wie schon im Vorgänger, mit jeder Menge Humor und Mundart. Die verbreitet eine gewisse Heimeligkeit und ist auch für Leser, die nicht in der Hallertau leben, verständlich, vergleichsweise aber anspruchsvoller als im ersten Band.

Der Wortschatz des Autors scheint unerschöpflich zu sein. Für seine kreativen Ausdrücke kann man ihn nur bewundern. Stumpfe Wortwiederholungen und einfallslose Sätze? Nicht mit Alexander Bálly! Ebenso vielfältig sind die Themen, die dem Leser im Buch begegnen: Ob irische Rindviecher, apothekeneigene Giftbücher, freiverkäufliche Überwachungstechnik oder Brauchtumspflege – man kann beim Schmökern dieses heiteren Kriminalromans nur dazulernen!

“Der Tote am Kirchturm” zeichnet sich durch eine solide Krimihandlung aus. Der Leser tappt dabei genauso lange im Dunkeln wie die Polizei und die Hobby-Detektei. Die Aufklärung des Falles zieht sich zwischendurch ein wenig hin, aber diese kleine Durststrecke übersteht der Leser durch die witzigen Geschehnisse und Dialoge unbeschadet.

Wer meint, 248 Seiten böten zu wenig Lesevergnügen, kann versichert sein, dass bedingt durch die kleine Schrift für abendfüllende Lektüre gesorgt ist. 248 Seiten sind eben nicht gleich 248 Seiten.

Mir hat das Wiedersehen mit Ludwig Wimmer und Anna jedenfalls richtig viel Spaß gemacht.