Rezension

Ein Thriller der Spitzenklasse

Gift - Der Tod kommt lautlos - Ivo Pala

Gift - Der Tod kommt lautlos
von Ivo Pala

Bewertet mit 5 Sternen

Ich kannte bisher nur Jugendbücher von Ivo Pala, daher war ich sehr auf seine Thriller gespannt.
Da ich den ersten Band („H2O“) nicht kenne, habe ich mir vorher Rat geholt, ob man dieses Buch auch solo lesen kann. Die Meinungen sollten Recht behalten: man kann das Buch „Gift“ ohne Vorkenntnisse lesen, und ich habe nicht das geringste vermisst.

Das Szenario, welches Ivo Pala als Grundlage für diesen Thriller geschaffen hat, ist wirklich erschreckend.
Die Geschichte spielt zu weiten Teilen in Deutschland und hat viel mit Politik, politischen Machenschaften, Ränkespielen, Kooperationen und anderen Dingen zu tun. Der Autor erschuf dafür eine fiktive Regierung, die allerdings so gut und nachvollziehbar agierte, dass sie auch real hätte sein können. Daneben gibt es natürlich noch andere, auch international operierende Organisationen. Hier konnte ich den Grad der Zusammenarbeit im realen Leben nicht einschätzen, doch im Buch klang es glaubhaft. Außerdem dürfte spätestens seit den Offenbarungen von A. Snowden klar sein, dass Andere manchmal mehr wissen als man denkt…
Doch es ist nicht nur Fiktion im Spiel. Eine gewisse Brisanz brachten aktuelle, politische Themen, die in die Handlung integriert wurden und diese zum Teil auch bestimmten. Das gab der Geschichte einen zusätzlichen Kick, der mich auf mulmige Art sehr nachdenklich werden ließ. Denn wie der Titel schon sagt, geht es hier um Gifte, und ich will nicht hoffen, dass so etwas möglicherweise real werden könnte. Nicht hier und auch nirgendwo sonst auf der Welt. Besonders als die Auswirkungen der Katastrophe beschrieben wurden, musste ich doch kurz inne halten. Es war sehr plastisch, an manchen Stellen für empfindliche Gemüter vielleicht etwas zu anschaulich. Ich muss aber zugeben, dass es hier einfach dazugehören musste, sonst wäre die Geschichte nicht rund gewesen.
Weg von der Handlung, hin zu den Figuren. Ich hatte Patrizia Hardt und Gernot Löw sehr schnell ins Herz geschlossen. Sie waren mir sehr sympathisch und wirkten authentisch. Das betraf nicht nur ihr Privat- und Berufsleben an sich, sondern auch die Funktion, die sie als „Rädchen im Getriebe“ einnahmen. Sie waren nicht verkopft, sondern agierten mit Herz und Hirn, wobei sie sich nicht immer an die Vorschriften hielten, was mir und auch der Handlung sehr entgegen kam. Die Folge war ein auf und ab der Gefühle und unvorhersehbare Wendungen.
Beeindruckend fand ich diesmal auch die Nebenfiguren, denn sie glänzten durch anhaltende Präsenz im Gedächtnis. Dies schafften sie zum einen durch ihre äußere Erscheinung, aber vielmehr noch durch die Rolle, die ihnen zugedacht war. Die Handlung wurde hier nicht nur mit Figuren „aufgefüllt“, sondern zum Teil von diesen bestimmt. Dabei machten sie keineswegs immer was man erwarten würde, sondern verblüfften oder schockierten auch. Hier hat der Autor ganze Arbeit geleistet und mich sehr begeistert. Wenn es ein Nebencharakter schafft, dass ich mich sogar noch Tage nach dem lesen an ihn erinnere, dass will schon etwas heißen.

Ein Thriller der Spitzenklasse, den man unbedingt gelesen haben sollte!