Rezension

Ein Verwirrspiel

Deckname Flamingo - Kate Atkinson

Deckname Flamingo
von Kate Atkinson

Bewertet mit 3 Sternen

„Die Unvollendete“ hat mich sehr beeindruckt, stilistisch, von der Idee her und auch inhaltlich, deshalb hatte ich dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Jetzt bin ich etwas verstört. Was war das bloß?

Ok, eine Agentengeschichte: 1940, frisch nach der Schule wird Julia Armstrong angeworben, um für das MI5-Departement britische Nazi-Sympathisanten auszuspionieren. Zunächst wird sie als Schreibkraft eingesetzt, gerät dann aber immer tiefer hinein ins Spionagegeschäft. Auch Jahre später ist sie noch immer mit den Folgen ihrer damaligen Tätigkeit beschäftigt, wird sogar verfolgt und bedroht, was man in drei Zeitebenen miterlebt.

Das klingt in der Theorie sehr spannend, tatsächlich hält sich die Spannung aber in Grenzen. Es dauert sehr lange, bis man das merkt, weil einen zunächst der grandiose Erzählstil bei der Stange hält. Kate Atkinson hat den britischen Humor erfunden. Eiskalt verteilt sie unglaublich komische Spitzen, man amüsiert sich köstlich, nur die Geschichte kommt nicht vom Fleck. Da ist es schon ein Höhepunkt an Action, wenn Julia im Hause von Lady Dings eine Sammeltasse klaut.
Lady Dings ist das andere Problem dieses Buches. Hier treten sehr viele höchst originelle Figuren auf, die schön angelegt sind, sich aber nicht festsetzen. Außer Julia kommt man keinem nahe und selbst die bleibt blass.

Grundsätzlich soll dieses Buch wohl ein ausgeklügeltes Verwirrspiel sein, bei dem man erstaunt feststellt, dass eigentlich jeder jeden bespitzelt und man sich auf gar nichts im Leben verlassen kann. Leider herrscht bei mir nach dem Lesen Verwirrung vor, ich hatte auf Erkenntnis gehofft.

Also, ich habe keine Ahnung, was mir dieses Buch sagen wollte, aber es ist wunderbar erzählt, dagegen kann man nichts sagen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 12. Oktober 2019 um 15:33

xD.