Rezension

Ein Wahnsinns-Debüt, das gleichermaßen bestürzt und fasziniert ! UNBEDINGT LESEN !

Das Juwel - Die Gabe - Amy Ewing

Das Juwel - Die Gabe
von Amy Ewing

Bewertet mit 5 Sternen

"Heute ist mein letzter Tag als Violet Lasting."

So beginnt die Geschichte der 17-jährigen Violet die seit fünf Jahren in der Verwahranstalt von Southgate lebt. Hier wird sie in Auspizien ausgebildet, einer Gabe mit der sie Wachstum, Form und Aussehen von Lebewesen und Dingen verändern und beeinflussen kann, und auf ihr künftiges Leben als sogenanntes Surrogat vorbereitet. Ein Leben als Leihmutter und Leibeigene einer der adligen Damen des Juwels. Auf einer Auktion versteigert man Violet als Nummer 197 an die Herzogin vom See, der sie schnellstmöglich ein Kind gebären soll.
Für Violet beginnt ein prunkvolles, aber auch einsames und unterdrücktes Leben voller Intrigen, Missgunst und Gefahren.
Ein Ausweg aus dieser Gefangenschaft scheint schier unmöglich, doch dann tut sich plötzlich eine echte Chance auf. Wird Violet diese nutzen ? Und kann sie ihre große Liebe einfach so zurücklassen ?

Meinung:

Das Cover von "Das Juwel" ist wunderschön und verzaubert direkt, auch wenn ich gestehen muss, das es mich im ersten Moment sehr an die Cover der Selection-Reihe erinnert hat. Durch die Glitzerpartikel die sich über das Kleid des Mädchens ziehen und die, hält man das Buch ins Licht, herrlich funkeln, hebt sich das Buch allerdings ab und unterscheidet sich dann doch von anderen Reihen mit ähnlichem Cover. Die Aufmachung der inneren Buchdeckel hat mir ebenfalls wahnsinnig gut gefallen. Vorne ist eine Karte des Juwels inklusive einer Erläuterung zur "Einzigen Stadt" abgebildet, man bekommt einen Einblick in die Aufteilung und Informationen zu den einzelnen Stadtteilen. Im hinteren Buchdeckel befindet sich eine Auflistung der wichtigsten Figuren, sowie eine Darstellung der einzelnen Gründerhäuser des Juwels, inklusive des Fürstentums.

Amy Ewing erzählt in einem sehr anschaulichen, jugendlichen Stil und geht mir mit ihren Worten und den darin schwingenden Emotionen, wirklich tief unter die Haut. Sie versteht es, ihre Leser von der ersten Seite an zu fesseln und sorgt durch stetig ansteigende Spannung und verschiedene Handlungsfacetten für reichlich Abwechslung. So kommt, durch die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Violet und Ash, zu dem eigentlich düsteren Grundgerüst der Geschichte ein wenig Licht ins Spiel, das die beklemmende Stimmung zumindest für einige kleine Augenblicke etwas auflockert, auch wenn diese Liebe natürlich reichlich Probleme und Konsequenzen mit sich bringt, denn Surrogate dürfen eigentlich nichts, schon gar nicht lieben.

Der Plot hat mich mit jeder Seite die ich gelesen habe mehr und mehr schockiert, auch wenn ich gestehen muss, das er im gleichen Zuge eine eigenartige Faszination auf mich ausübte. Die Idee mit den Surrogaten, deren einziger Zweck es ist Kinder für den Adel zu gebären und diese mit Kraft ihrer Gabe, der Auspizien, schöner, größer und schlauer werden zu lassen, war völlig neu und konnte mich, trotz all der beschriebenen Grausamkeiten die mit diesem Zweck einhergehen, überzeugen.
Mit dem Tag ihrer Auktion sind Surrogaten nur noch Nummern, deren eigener Wille teils auf sehr grausame Weise gebrochen wird und von denen man erwartet das sie wie gesichtslose Marionetten funktionieren und sich den Wünschen ihrer Besitzerinnen beugen.

Ich habe mit Violet gelitten, war erzürnt über das Verhalten der Adligen und das Unrecht das den Surrogaten zuteil wird. Mehr als einmal habe ich den Wunsch verspürt in die Geschichte zu kriechen und den "feinen Herrschaften" den Hals umzudrehen.

Violet steckt das Ganze etwas besser weg als ich. Sie ist eine unglaublich starke und mutige Protagonistin, die ich wirklich nur bewundern konnte. Zwar schäumt sie innerlich vor Wut über die Ungerechtigkeit die ihr und den anderen Mädchen widerfährt, doch nach außen gibt sie ganz die demütige Sklavin der Herzogin vom See. Dieses Verhalten kommt ihr im Verlauf der Geschichte zu Gute, denn nur wenn sie sich den Wünschen ihrer Herrin beugt und sich deren Vertrauen verdient, besteht die Möglichkeit zur Flucht.

Ich mochte Violet wahnsinnig gerne, aber auch andere Figuren, wie Lucien, die männliche Zofe der Fürstin, ein Verbündeter und Freund Violets oder Ash, in den sich Violet verliebt, ja selbst die kaltherzige Herzogin, sind toll herausgearbeitet.

Das Ende kommt mit einer überraschenden Wendung und einem richtig bösen Cliffhanger daher, der in mir den Wunsch weckt, sofort zu Band 2 greifen zu wollen.

Fazit:

"Das Juwel - Die Gabe" ist ein ganz außergewöhnliches Debüt, das mich gleichermaßen bestürzt und fasziniert hat. Die Idee ist neu und so fesselnd, das man sich der Geschichte, egal wie grausam sie einem teilweise erscheinen mag, nicht entziehen kann.
Amy Ewing punktet durch einen beschaulichen und jugendlichen Schreibstil und erschafft mit Violet eine taffe Heldin, die sich trotz aller Ungerechtigkeiten die ihr widerfahren, nicht unterkriegen lässt und bereit ist für ihre und die Freiheit anderer zu kämpfen.

Ein Wahnsinnsbuch ! Ich kann die Fortsetzung wirklich kaum erwarten.