Rezension

Ein Wiedersehen mit den Isings

Eine Familie in Deutschland - Peter Prange

Eine Familie in Deutschland
von Peter Prange

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahre 1939 ist nicht nur die Kluft durch die deutsche Bevölkerung, sondern auch die innerhalb der Familie Ising größer geworden. Während Horst und seine Frau Ilse voll hinter dem Regime der Nationalsozialisten stehen, muss seine Schwester um ihren jüdischen Mann Benny bangen. Auch Nesthäkchen Willy ist in Gefahr, gilt er doch als Reichsausschusskind. Und die Lage spitzt sich immer weiter zu…

Mit diesem zweiten Band erzählt Peter Prange aus dem Leben der Isings bis kurz nach der Kapitulation Deutschlands 1945. Mich hatte schon am ersten Band etwas gestört, dass praktisch alle Feindbilder der Nazis in der Isingfamilie bzw. der engeren Verwandtschaft zu finden sind. Das erscheint mir immer noch unrealistisch und wirkt zu gewollt. Die Charaktere selbst sind gut ausgearbeitet, überraschen können sie den Leser immer wieder. Manche gehen trotz aller Gefahren für meinen Geschmack zu naiv durchs Leben, aber auch das ist sicherlich realistisch, bedenkt man, dass viele die Gräueltaten der Nazis erst geglaubt haben, als es schon viel zu spät für Flucht bzw. Widerstand gewesen ist. Ich mochte Charly besonders, fand aber auch Gilla als ambivalente Figur sehr spannend (wenn auch nicht wirklich sympathisch). Die Stimmung im Land wird gut transportiert, kleine und große historische Ereignisse fließen wie nebenbei in die ganz persönlichen Schicksale ein. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, die besonders kurzen Kapitel (manchmal nur eine Seite) empfinde ich immer noch als etwas unglücklich. Kaum ist man bei einer Person angekommen, wird man dort schon wieder weggerissen. Trotzdem hat mir der Roman in der Summe der Dinge gut gefallen, und ich habe die Isings gerne auf ihrem Weg begleitet. Gehofft und gebangt, mich geärgert, manchmal gelacht, aber auf jeden Fall immer mitgefiebert.