Rezension

Ein wunderbares Buch für Jung und Alt

Der Winter des Bären - Kiran Millwood Hargrave

Der Winter des Bären
von Kiran Millwood Hargrave

Bewertet mit 4.5 Sternen

Frisch ausgelesen habe ich die Geschichte und ich bin immer noch verzaubert von der Art und Weise, wie die Autorin uns mit auf den Weg genommen hat. Meine Bedenken, dass sich das Buch zu kindlich lesen könnte, hatten sich beim Durchsehen der Leseprobe bereits zerschlagen. Schon hier war mir klar, dass sich zwischen den Buchdeckeln eine tiefgründige und wundervoll übersetzte Erzählung verbergen würde.

Das Buch bietet für alle Zielgruppen gleichermaßen etwas: Eine Geschichte von jungen Heldinnen, die sich gegen eine dunkle Macht beweisen müssen und all das in eine winterlich kalte Atmosphäre gehüllt. Familie, Zusammenhalt, (Selbst-) Vertrauen, Stärke, eingebettet in eine Geschichte, die man auf verschiedene Arten deuten kann, aber nicht muss.

Das Buch hat zwar eine eher kalte und leicht düstere Atmosphäre, dennoch ist es nicht bedrückend oder gar im eigentlichen Sinne gruselig. Zwar gibt es eine leicht erschreckende Szene, diese wird aber nicht detailliert beschrieben und dadurch abgemildert. Die eigentliche Düsternis ergibt sich aus dem Setting, da hier immer Winter herrscht, und durch die Abwesenheit der Eltern sowie die damit einhergehende Traurigkeit. Das Innenleben der Figuren vermochte die Autorin sehr gut zu porträtieren, ohne aber die Handlung aus den Augen zu verlieren.

Wunderschön beschrieben dagegen war die Beziehung zu den Schlittenhunden, die hier, vor allem für unsere Protagonistin Mila, mehr als nur "Hilfsmittel" sind; sie sind Familie und werden dementsprechend behandelt.
Positiv hervorheben muss ich noch den Antagonisten, den Bären, oder, wie oben beschrieben, die dunkle Macht. Denn wir haben es hier mit einer zu bezwingenden Gefahr zu tun, die sehr nachvollziehbar ist und Gründe für ihr Handeln liefert, die auf emotionaler Ebene wirklich verständlich sind (und auch hier bieten sich wieder schöne Deutungsmöglichkeiten).

Wenn man die Hauptzielgruppe bedenkt, ist es zudem naheliegend, weshalb die Autorin das entsprechende Ende gewählt hat, auch wenn es nicht komplett "happy" ist im Sinne von: alles läuft komplett reibungslos und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Im Übrigen kommen auch bibliophile Menschen hier vollkommen auf ihre Kosten.
Der Insel Verlag hat das wunderschön gestaltete Cover nicht nur aus dem Original übernommen, sondern es mit Goldprägungen versehen, die wahnsinnig gut zur Geschichte passen. Außerdem sind sowohl Vorsatzpapier und Kapitelanfänge liebevoll gestaltet und illustrieren das Erzählte ganz wunderbar. Durch die komplette Geschichte ziehen sich auf jeder Seite Fäden, die uns bis ans Ende begleiten und auch hier wieder ein schöner Zusatz zum Erzählten.

Insgesamt bin ich schlichtweg angetan von "Der Winter des Bären", und das, obwohl ich nicht annähernd zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, dennoch aber ein Faible für atmosphärisch und gut erzählte, metapherreiche Geschichten habe.