Rezension

Ein zähes und konstruiertes Missverständnis steht der Liebe viel zu lange im Weg - enttäuschend im Vergleich zu den anderen charmanten Romanen der Autorin

Du bist mein Lieblingsgefühl -

Du bist mein Lieblingsgefühl
von Kyra Groh

Bewertet mit 2 Sternen

Nela ist 29 Jahre alt, Inhaberin eines Plattenladens in Frankfurt und überzeugter Single. Sie genießt ihre Freiheit und möchte sich nicht von einer Beziehung einschränken lassen. Nach einer verlorenen Wette wird sie von ihren Freundinnen gezwungen, in einer Brautboutique Kleider zu probieren und die Bride-to-be zu mimen. Dort begegnet ihr der schüchterne Max, der mit 33 Jahren ebenfalls Single und Gründer eines erfolgreichen Start-ups ist. Sie wechseln nur wenige Worte, fühlen sich aber direkt von einander angezogen. Aufgrund der Situation im Brautmodengeschäft gehen sie jedoch davon aus, dass der jeweils andere glücklich verlobt ist und möchten sich keine Hoffnungen machen.
Das Schicksal möchte es allerdings anders und führt die beiden wieder zusammen, als Max' Techfirma ausgerechnet in das selbe Gebäude wie Nelas Plattenladen einzieht. Fortan lassen sich weitere Begegnungen nicht mehr vermeiden.

"Du bist mein Lieblingsgefühl" ist eine RomCom mit einer witzigen Plotidee, die jedoch von Anbeginn sehr konstruiert wirkt und nicht richtig zündet. Dass beide Protagonisten irrtümlich davon ausgehen, verlobt zu sein, nur weil sie sich in einem Brautmodengeschäft aufhalten, erscheint gerade in Bezug auf Max widersinnig - denn welches Brautpaar sucht das Brautkleid gemeinsam aus?

Das Missverständnis zieht sich dennoch durch gut die Hälfte des Romans bis es zu einer Klärung kommt. Solange ereignet sich nur wenig, die Handlung ist fast ausschließlich auf die Gedanken von Nela und Max beschränkt, die unaufhörlich um einander kreisen. Dabei benehmen sich die beiden peinlich und ihrem Alter nicht angemessen. Bei ihren Begegnungen mag keine rechte Freude aufkommen, wenn man die nächste peinliche Situation oder stupiden Dialog ("Hä?") befürchten muss.
Die Gedanken von Nela und Max sind pubertär und zum Fremdschämen. Statt zwei erwachsenen Menschen, die sich selbstständig gemacht haben und mitten im Leben stehen, wirken sie wie hormongesteuerte Teenager, deren Gehirn in die Hose gerutscht ist. Es ist völlig unverständlich, dass sie nicht das Interesse an einander verlieren, da nie auch nur ein vernünftiges Gespräch zustande kommt.
Als sie es nun doch zu einander finden, ist das ersehnte Happy End nicht von Dauer. Minderwertigkeitskomplexe, Verlust- und Bindungsängste sorgen für erneute Unsicherheiten. Es folgen theatralische Gedankenspiralen und ein leidvolles Jammern, das derart an den Nerven zehrt, dass es schwerfällt, diese extrem in die Länge gezogene Liebesgeschichte zu beenden.

Aus den gegensätzlichen und interessant angelegten Hauptfiguren, ihren Berufen und Freundschaften, hätte mehr gemacht werden können, um die Liebesgeschichte auszuschmücken und weniger Energie auf das Verbot einer Beziehung mit einem scheinbar vergebenen und damit unantastbaren Partner zu verwenden. Auch Max' Trauma gibt der Geschichte nicht mehr Tiefe.

Es wird von Spannung, Elektrizität und Begierde erzählt, zu fühlen ist dies jedoch nicht. Ich habe keine Chemie zwischen den Charakteren verspüren können.
Das konstruierte Missverständnis wird viel zu lange aufrecht erhalten, die Handlung dreht sich im Kreis und selbst als das Problem gelöst ist, gibt es nur wieder neue Zweifel.
Die Geschichte empfand ich enttäuschend inhaltsleer, gerade weil ich schon wirklich charmante Romane von der Autorin gelesen habe.