Rezension

Eindringlicher und berührender historischer Roman mit starken Figuren

Zwischen den Sommern -

Zwischen den Sommern
von Alexa Hennig Lange

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

Isabell entdeckt nach dem Tod ihrer über 90jährigen Oma Klara in deren Haus zahlreiche Tonbandkassetten, auf denen Klara ihre Lebensgeschichte erzählt.

So taucht Isabell in die Zeit des Dritten Reiches ein, als Klara ein linientreues Frauenbildungsheim für die Nationalsozialisten geführt hat.

Immer wieder spricht Klara von einem kleinen jüdischen Mädchen, das sie als ihre Tochter aufgenommen hatte, aber dessen Spur sich im Krieg verliert…

So spürt Isabell die Zerrissenheit ihrer Großmutter zwischen Unrechtsbewusstsein und Angst sehr deutlich und sie revidiert ihr Bild, das sie all die Jahre von ihrer Oma hatte.

 

 

Meine Meinung:

Das Buch wird auf zwei zeitlichen Ebenen aus Sicht von Isabell n der Gegenwart und aus Sicht ihrer Großmutter Klara zur Zeit des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkriegs in abwechselnden Kapiteln erzählt.

Mich hat die Erzählung aufgrund der eindringlichen Erzählweise sofort gepackt und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Besonders die Teile aus der Vergangenheit fand ich extrem beeindruckend bzw. beklemmend, weil sie so intensiv erzählt sind, dass man sich sehr gut in diese schlimme Zeit und die lange der Menschen damals hineinversetzen konnte.

Man kann sich dank der authentisch und glaubwürdig beschriebenen Personen sehr gut vorstellen, wie zerrissen z.B. Klara zwischen Unrechtsbewusstsein und Angst war. Sie wollte als Mensch das Richtige tun, aber auch nicht ihre Kinder oder sich selbst gefährden und ihr Leben aufs Spiel setzen… Gleichzeitig musste sie als Leiterin des Frauenbildungsheims auch für ihre Schülerinnen funktionieren.

Besonders beklemmend war das ungeklärte Schicksal des jüdischen Mädchens, das Klara wie ihre Tochter aufgenommen hatte.

 

Der Roman ist ein sehr intensives Zeugnis der Nazizeit und ein so wichtiges Buch, weil man sich aufgrund der Schilderung konkreter Schicksale sehr gut vorstellen kann, wie es den Menschen in Deutschland damals ging und was sie gefühlt haben. Damit solche schrecklichen Dinge nie wieder passieren, die Deutsche damals anderen Deutschen und anderen Menschen in Europa angetan haben, ist es umso wichtiger, dass möglichst viele Menschen das Buch lesen und darüber sprechen.

 

Sehr interessant fand ich, dass Isabell ein ganz anderes Bild von ihrer Oma hatte, das sie nach dem Anhören der Kassetten revidieren musste. Auch Isabells Mutter, Klaras Tochter, hat ihre Mutter auf diese Art und Weise noch einmal ganz anders kennengelernt.

Das zeigt, dass in der Familie nicht viel oder gar nicht über den Krieg bzw. das Dritte Reich gesprochen wurde, was sicherlich für viele Familien zutrifft.

Insofern kann das Buch auch Anstoß sein, mit seinen noch lebenden Verwandten das Gespräch zu suchen.

 

 

Fazit:

Dieses Buch ist so wichtig und hat mich wirklich sehr beeindruckt und berührt. Unbedingt lesen!