Rezension

Eine düstere Geschichte

Teufelsbrut - Kirsten Klein

Teufelsbrut
von Kirsten Klein

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Großmutter hat als Kind die Verbrennung ihrer Tante als Hexe erlebt. Dieser Vorgang hat sie so geprägt, dass sie ihrer Enkelin Marie immer wieder davon erzählt.

Es ist das Jahr 1669. Marie muss mit auf die Weide, um das Vieh zu hüten. Dort berichtet sie den anderen Kindern, dass ihre Großmutter eine Zaubersalbe habe und mit dem Besen fliegen könne. Barbara, die Älteste der Kinder, warnt sie vor ihren Phantasien. Doch der Schaden ist schon angerichtet. Auch Anna berichtet, dass sie nachts der Teufel besuche, obwohl sie das nicht möchte.

Die Autorin hat ein dunkles Kapitel der Geschichte aufgearbeitet. Aberglaube und Angst lassen die Situation schnell eskalieren.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Der Sprachstil gibt die düstere Geschichte auf beeindruckende Weise wieder. Die Autorin lotet die psychischen Tiefen ihrer Protagonisten aus. Allerdings wäre bei den Phantasien etwas weniger mehr gewesen. Hier konnte ich als Leser nicht jedem Gedankengang logisch folgen. Hinzu kommt, dass vieles nur angedeutet wird. Es fehlt das Vordringen zu den Ursachen. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen zu diesem Thema spielt die Handlung in einem evangelischen Ort. Es gibt keine objektiven Gründe für das plötzliche massive Auftreten des Hexenglaubens im Ort. Das ändert aber nichts am sprachlichen Können der Autorin. Gekonnte Sprachbilder wechseln mit sachlichen Beschreibungen.

Die Personen werden gut charakterisiert. Marie ist ein lebhaftes fünfjähriges Kind, dass bei den Älteren um Aufmerksamkeit ringt. Annas Phantasien haben ganz konkrete Ursachen. Das Schweigen und Wegsehen der Mutter rächt sich bitter.

Pfarrer Lammer hat zwar dafür gesorgt, dass es im Ort eine Elementarschule gibt, steht aber dem Geschehen hilflos gegenüber. Seine Entwicklung ist eine der interessantesten im Buch.

Hospitalpfarrer Weiß stellt sich als einziger gegen die öffentliche Meinung.

Sehr genau werden die historischen Verhältnisse beschrieben. Das betrifft unter anderem den Schulunterricht und das Leben im Hospital.

Das Buch hat mir gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, ein konkretes historisches Ereignis in einer größtenteils spannenden Geschichte zu erzählen.