Rezension

Eine Dystopie, die mir gut gefallen hat

DAS BRENNEN DER STILLE - Goldenes Schweigen (Band 1) -

DAS BRENNEN DER STILLE - Goldenes Schweigen (Band 1)
von Sandy Brandt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Durch die Lügen der Menschen wurde die Welt zugrunde gerichtet. Jetzt besteht sie in „Das Brennen der Stille – Goldenes Schweigen“ nur noch aus wenigen bewohnten Städten und einer endlosen Wüste, in der das Überleben kaum möglich ist. Jedes gesprochene Wort erscheint unlöschbar auf der Haut des Sprechenden als geschriebenes Wort. Das höchste Gut dieser Welt ist jedoch die makellose Haut der schweigenden Elite. Denn wer schweigt, lügt nicht. Und so hat die Religion das Schweigen zum höchsten Gut erklärt. Olive gehört zur schweigenden Herrscherschicht und ist selbst unter ihr eine Besonderheit, denn ihre Haut zeichnet nur ein einziges Wort. Kyles Haut dagegen ist über und über mit Worten beschriftet. Er zählt zur niederen Klasse. Eines Tages werden sie beide von denselben Kidnappern entführt. Doch wer kann ein Interesse daran haben, zwei Personen aus unterschiedlichen Schichten zu entführen?

Den Weltenaufbau des Buches finde ich sehr interessant. Schon zu Beginn wird klar, dass die schweigende Elite in einer Scheinwelt lebt. Sie lässt andere Menschen für sich sprechen, fühlt sich jedoch trotzdem allen anderen Menschen, die nicht ihrem Kreis angehören, überlegen. Olive wird als Person ohne eigenen Willen eingeführt. Sie erscheint naiv, weltfremd und wie eine Marionette. Doch gerade sie ist die Figur, die mich im Laufe des Buches am meisten beeindruckt. Denn sie entwickelt sich zu einer mutigen, willensstarken Frau. Kyle dagegen, der die Härte des Lebens schon wiederholt kennengelernt hat, hat das Vertrauen in andere Menschen verloren. Und genau darüber stolpert er in der Geschichte immer wieder. Aber auch ihm ist meine Sympathie zugeflogen. Obwohl ich ihm zwischendurch ganz gerne mal einen kräftigen Tritt verpasst hätte, da er zu dummen Entscheidungen neigt.

Mir hat die Geschichte, in der zwei Menschen aus völlig verschiedenen Lebenswelten aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam überleben können, sehr gut gefallen. Die Erzählung lebt von den Geheimnissen der Figuren und den Intrigen, in die die Protagonisten verwickelt werden. Manche Lösung und Wendung konnte ich erraten. Aber es gab auch überraschende Entwicklungen. Beides hat dazu geführt, dass mein Interesse an dem Buch erhalten blieb. Wenn ich auf die richtige Spur geraten war, habe ich mich sehr gefreut. Wenn die Geschichte mich jedoch überrascht hat, wollte ich unbedingt wissen, was noch kommt.

Der angenehme, bildhafte Schreibstil hat mir das Lesen zudem leicht gemacht. Über der gesamten Erzählung liegt stets ein Hauch von Gefahr. Doch weder die Figuren noch ich als Leserin wusste, aus welcher Richtung die größere Gefahr lauerte.