Eine einzigartige Geschichte, nachdenklich berührend, eben besonders.
Bewertet mit 5 Sternen
Mit "Wie der Wind und das Meer" von der Autorin Lilli Beck nimmt diese den Leser mit auf eine Zeitreise. Der Roman spielt sich auf zwei Zeitebenen ab und wird in fünf Teilen erzählt. Beginnend im April 1945, den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs bis hin ins Jahr 1989.
Bomben fallen auf München. Menschen, die voller Angst in den Keller sitzen, hoffen, dass es bald vorbei sei. So auch in einem Schwabinger Gebäude, wo der elfjährige Paul mit seiner Stiefmutter und der Schwester Rosalie ausharrt. Aus Pommern waren sie. Doch von dort mussten sie flüchten, aus der vertrauten Heimat, ihr Gut verlassen. Der Vater war während der Flucht verstorben In München waren sie bei Verwandten untergekommen. In einem Lederkoffer waren die wichtigsten Unterlagen wie die Besitzurkunde des Gutes, den Paul hütete wie einen Schatz. Sein Vater hatte ihm diesen anvertraut. Doch es kommt ganz schlimm für Paul, denn bei dem Bombenhagel verliert er alle vertrauten Personen. In den Trümmern suchend stößt er auf ein kleines Mädchen, Sarah, die er zunächst mit seiner Schwester verwechselt, so ähnlich sah sie Rosalie. Zusammen kämpfen sie nun ums tägliche Überleben, Sarah, ein jüdisches Mädchen, heißt nun Rosalie. Im Laufe der Jahre begleitet der Leser beide Kinder, erlebt ihr Aufwachsen, ihre gute Zeit bei der Marktfrau Zirngiebl, die Zeit im Kinderheim, bis sie letztendlich von einem wunderbaren älteren Ehepaar adoptiert werden. Bruder und Schwester, als das haben sie sich immer ausgegeben. Doch dann kommt die Zeit, wo die Anziehung zueinander immer stärker wird. Eine Liebe, die nicht sein darf.
Der Titel "Wie der Wind und das Meer" finde ich gut gewählt, zumal es ein verbindender Spruch zwischen den beiden "Geschwistern" ist.
Die Romane von Lilli Beck sind immer wieder für eine Überraschung gut. Sie hat in diesem Buch ein Thema Zeitgeschichte aufgegriffen, der mich interessierte, inhaltlich gut recherchiert und thematisch eingebunden ist. Von der Handlung und dem Aufbau her fast alles verständlich, was auch an dem tollen Schreibstil der Autorin liegt. Ich kenne ja nun schon einige Bücher von ihr. Eine Reise in die Vergangenheit, aber auch ein Erinnern an eine Zeit, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Welche Auswirkungen die verbotene Liebe zwischen Paul und Sarah/Rosalie hat, welche Entscheidungen getroffen werden, davon möchte ich dann doch nicht zuviel verraten. Eine spontan getroffene Entscheidung beeinflusst das Leben der beiden Hauptcharaktere, dass ist so der Kern der Geschichte. Ein großes Kompliment an die Autorin Lilli Beck, die ihre Gedanken, ihre Idee sowohl auch die Recherchearbeit "Wie der Wind und das Meer" zu einem ganz besonderen Buch werden ließen.
Für mich war es wieder einmal persönlich eine sehr ansprechende Lesezeit.