Rezension

Eine faszinierende Geschichte über eine grausame Wirklichkeit

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens -

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
von Yasmin Alinaghi

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht’s? Dr. Karges soll für Deutschland Urteile umsetzen, die verfügen, dass Frauen, die für unwert befunden wurden, unfruchtbar gemacht werden. Obwohl ihm das ein Dorn im Auge ist, kann er sich dem immer stärker werdenden Naziregime doch nicht widersetzen. Bis er am Prozess von Käthe teilnimmt, einem 13jährigen Mädchen aus dem kleinen Dorf Gudenshain.

Meine Meinung:

Das Buch „Unwert – Der Weg des Kirschmädchens“ von Yasmin Alinaghi ist ein historischer Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Die Autorin hat auf ihrer Website Dokumente aus dieser Zeit online gestellt, die ich mit Spannung und Entsetzen gelesen habe und welche die viele Dinge, die passiert sind, belegen. Überhaupt hat mir die Mischung auf Wahrheit und Fiktion zusammen mit dem unheimlich flüssigen und bildhaften Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Auch, dass immer mal wieder das Mundartliche mit eingeflossen ist. Gut gefallen hat mir auch, wie durch die Sprechart der Bildungsstand und gesellschaftliche Status einzelner Personen noch plastischer dargestellt wurde.

Die Charaktere selbst waren perfekt dargestellt. Die 13jährige Käthe, ein total liebes, unschuldiges und naives Kind, das in eine Situation geraten ist, die man niemanden wünscht. Dr. Karges, der als Arzt zwar für das Naziregime gearbeitet hat, aber auch versucht hat, sich selbst und seinem Gewissen treu zu bleiben. Er wurde für mich im Laufe des Buches ein Lieblingscharakter. Und auch die Geschichte von Roland, dem SPDler und seiner Frau Frederike gefiel mir gut; aber auch die unsympathischen Charaktere, allen voran Dr. Trabert.

Überhaupt hat mich das Buch fasziniert. Der Prozess, den Käthe erleben musste. Die Zeugenaussagen, die wir lesen durften und miterleben mussten, wie der Richter alles willkürlich ausgelegt hat. Dann Dr. Trabert und die Versuche, die er mit politischen, jüdischen, etc. Gefangenen gemacht hat. Überhaupt der Einblick, den wir in das Gefangenenlager werfen durften; ein kleiner Einblick in ein reales Schicksal, absolut bedrückend und traurig. Die ganzen Eindrücke aus einer Zeit und in Dinge, die unvorstellbar grausam und doch real waren in Verbindung mit den Geschichten von Käthe, Roland und Frederike war einfach nur unglaublich mitreißend und emotional und ich hoffe sehr, dass wir eine Fortsetzung lesen dürfen – insbesondere der Zeitsprung zwischen dem letzten Kapitel und dem Epilog hat so viele Fragen bei mir offen gelassen und bietet so viel Potenzial für eine Fortsetzung und ich hoffe, Käthe, Dr. Karges & Co. bald wiedersehen zu dürfen!

Fazit:

Mit „Unwert – Der Weg des Kirschmädchens“ gewährt und Yasmin Alinaghi einen absolut faszinierenden Einblick in eine grausame Zeit. Anhand des Schicksals von Käthe erleben wir mit, was es in den 1930er Jahren bedeutet, unwert zu sein. Wir erleben eine Verhandlung am Erbgesundheitsgericht mit, bekommen anhand von Dr. Trabert einen Einblick in die Experimente, die mit Gefangenen durchgeführt wurden. Und wir erleben an Käthe den Machtmissbrauch, der willkürlich und ungerechtfertigt ausgeübt wird im Namen der Reinerhaltung der Masse. Die Verbindung aus Fiktion und Realität gelingen der Autorin perfekt und der Schreibstil ist so mitreißend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte!

5 Sterne von mir und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und ein Wiedersehen mit all den Charakteren, die ich im Laufe des Buches liebgewonnen habe!