Rezension

Schlaglicht auf düstere Zeiten

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens -

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
von Yasmin Alinaghi

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Klappentext zum Roman hatte mich neugierig gemacht:

"Rheingau 1935: Die dreizehnjährige Käthe Klepper wächst auf einem Bauernhof in der kleinen hessischen Gemeinde Gudenshain auf. Obwohl sie von klein auf hart arbeitet und die Volksschule nach nur drei Jahren verlassen muss, ist sie zufrieden. Als Erntehelfer Zores sich mehrfach an Käthe vergeht, gerät ihr Leben jedoch aus den Fugen, und was nun geschieht, stellt den Zusammenhalt im Dorf, der seit der Machtübernahme der Nazis ohnehin bröckelt, auf eine harte Probe."

Am Anfang war ich von der Geschichte auch noch sehr angetan, das Dorf mit seinen Bewohnern (Frauen sind kaum sichtbar) wird vor- und ein historischer Bezug hergestellt. Ich habe dann für mich aber festgestellt, dass mir der Schreibstil insgesamt zu ausschweifend war, darum habe ich das Buch mehr oder weniger quergelesen. Inhaltlich halte ich es für hochaktuell, kann man doch erahnen, wo die Schwierigkeiten mit der heutigen #MeToo Debatte herkommen.

Mir fehlte der Blick auf die Dorfgemeinschaft - und da auch die Frauensicht, die hier nur durch Käthes Schwägerin vertreten war - auf das "Vergehen" von Zores an Käthe. Wenn es schon keinen Aufschrei gab, hätte ich doch eine irgendwie andere Reaktion erwartet. Auch die weitere Entwicklung im Roman verliert das Dorf dann mehr oder weniger aus dem Blick. Trotzdem finde ich es hervorragend, die "Unfruchtbarmachung zur Verhinderung unwerten Lebens" in einem Roman zu thematisieren, denn auch mir war dieser Aspekt nicht bewusst. Mutig, das Thema in eine Buchreihe aufzunehmen, die vom Titelblatt doch eher beschauliche Themen erwarten lässt - wenn einen hier aber der Titel "Unwert" schon aufhorchen lässt. Und schade, dass sich für dieses Thema kein größerer Verlag gefunden hat.

Ich wünsche diesem Buch viele Leserinnen und Leser.