Rezension

Eine faszinierende Persönlichkeit mit drei verschiedenen Familien...

Jaffa Road -

Jaffa Road
von Daniel Speck

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der deutsche Fotograf Moritz Reinicke steckte voller Geheimnisse. Nachdem er im 2. Weltkrieg als Fotograf des Propagandaministeriums nach Tunesien kam, über seinen kurzen Abstecher nach Italien, die Reise nach Israel, sein Leben dort und seine spätere Rückkehr nach Deutschland bis zu seinem Tod in Palermo. Das alles kennen seine drei Kinder nur teilweise und können sein Leben auch nur zu dritt rekonstruieren, um ihn endlich zu verstehen. Dieser Ausflug in die Vergangenheit fällen allen schwer und die Emotionen kochen immer wieder hoch...

Daniel Speck hat dieses Buch aus mehreren Perspektiven geschrieben. Einerseits ist da Joelle, die das Leben in Israel, dem zionistischen Staat, kennt und dort mit ihrem Stiefvater Moritz (dort aber Maurice) und ihrer Mutter Yasmina gelebt hat, nachdem sie aus Tunis über Italien dorthin ausgewandert waren. Dann ist das Nina Zimmermann, die deutsche Archäologin, die Tochter seiner Tochter Anita, aus Berlin, die ihn nie kennenlernen durfte, aber die Verbitterung ihrer Großmutter immer mitbekommen hat. Und schließlich noch Elias, der Stiefsohn aus seinem dritten Leben, der die Seite der Palästinenser kennt und erlebt hat. Daniel Speck erzählt die Geschichte der Juden in einem zionistischen Staat, das Leben der vertriebenen Araber und das Leben der Deutschen von 1948 bis heute. Schon dieser große Zeitraum zeigt, dass nur durch gründliche Recherche alles originalgetreu wiedergegeben werden kann - und das ist dem Autor perfekt gelungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich habe es wie eine lebendige Geschichtsstunde gelesen. Die Art und Weise, wie die Perspektiven wechseln, lassen den Roman nie langweilig werden und schaffen immer wieder Situationen, die den Leser zum weiterlesen bewegen. Allerdings empfehle ich, den Vorgängerroman "Piccola Sicilia" zu lesen, der die Vorgeschichte zu diesem Buch erzählt.