Rezension

Eine Frau geht ihren Weg

Allee unserer Träume - Ulrike Gerold, Wolfram Hänel

Allee unserer Träume
von Ulrike Gerold Wolfram Hänel

Bewertet mit 4 Sternen

Ilse Schellhaas ist ein Scheidungskind, dass aber viel Kontakt zum Vater hat und ihn vergöttert. Daher ist schon früh für sie klar, was sie später werden will: Architektin! In den fünfziger Jahren soll in Ost-Berlin eine Allee gebaut werden und sie bekommt die Chance, ihren Entwurf einzureichen. Das macht sie aber nicht unter ihrer eigenen Identität. Kann das mit der falschen Identität gutgehen? Ihr Mann gibt die Entwürfe als seine aus und will Ilse kleinhalten.

Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und sehr authentisch. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt und gerät zwischendurch auch mal etwas langatmig. Erzählt wird das Ganze aus der Perspektive von Ilse.

In der Nachkriegszeit wurden Frauen gebraucht, um die Trümmer aufzuräumen, doch kaum geht es wieder bergauf, sind auch die alten Rollenbilder wieder da. Eine Frau als Architektin wird im Job nicht ernst genommen. Ilse versucht das mit dem Identitätswechsel zu vermeiden, hat die Sache aber nicht zu Ende gedacht. Ihr eigener Mann nutzt das aus. Aber diese Ungerechtigkeit will Ilse nicht hinnehmen.

Die Charaktere sind gut und authentisch ausgearbeitet. Ich mochte Ilse, die für ihre Träume und ihre Freiheit kämpft. Die Rolle der Frau ist weitestgehend auf Küche und Kinder festgelegt und es ist schwer, sich als Frau aus dem Rollenschema zu befreien. Immer wieder trifft sie auf Schwierigkeiten, die sie einfallsreich und mutig beiseiteschafft. Sehr unsympathisch war mir ihr Mann, der egoistisch ist und Ilse ausnutzt. Auch wenn sie des Öfteren nachgibt, ihr Ziel verliert sie nicht aus den Augen.

Mir hat die Geschichte gut gefallen.