Rezension

Eine Geschichte über Freundschaft, Familie und ein wundervolles Stück Erde.

Apfelblütenzauber - Gabriella Engelmann

Apfelblütenzauber
von Gabriella Engelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Eigentlich könnte es besser nicht laufen für Leonie. Sie liebt ihren Job im La Luna, die Hausgemeinschaft mit ihren beiden Freundinnen Stella und Nina ist harmonisch und für einen Mann wäre eh keine Zeit. Leonie liebt ihr Leben in Hamburg und möchte es nicht mehr aufgeben. Doch dann ist sie gezwungen, für ein paar Tage zurück in ihre Heimat, das alte Land, zu fahren, um ihren Eltern zu helfen. Dort merkt sie, dass sie doch tiefer verwurzelt ist, als sie dachte. Trotzdem ist es für sie eher ein Besuch, bis das Leben anders entscheidet. Leonie muss sich sowohl nach einem neuen Job, als auch  nach einer neuen Bleibe umsehen und so stellt sich für sie die Frage, ob ihre Heimat nicht doch lauter ruft, als sie einst dachte. Und dann treibt sie auch noch ihr Herz in diese Richtung. Doch ob das reicht?

Meine Meinung:
Immer wenn man eins von Gabriella Engelmanns Büchern aufschlägt, ist es ein klein bisschen, als würde man sich den Urlaub ins Haus holen. Man schaltet ab, erlebt wundervolle Beschreibungen von Gegenden die förmlich nach Urlaub rufen und versinkt in einer Welt voller Freundschaft, Alltagsproblemen, Humor, Mitgefühl und Herz. Sozusagen ein kleiner Urlaub im Taschenbuchformat. Und genau so war es auch bei Apfelblütenzauber für mich.

Der Roman spielt teils in Hamburg, teils im „Alten Land“ .. ehrlich? Kannte ich nicht. Und noch ehrlicher .. eigentlich peinlich. Durch das Buch jedenfalls bekam ich einige Einblicke, die wirklich zauberhaft klangen. Und so habe ich danach tatsächlich noch einiges im Internet nachgeschaut, und dabei viel Schönes gesehen und gelernt. Kann ich Euch nur auch empfehlen.
Nun aber zum Buch selbst. Leonie kennen wir ja bereits aus „Eine Villa zum Verlieben“. Trotzdem ist dies hier eine eigene, abgeschlossene Geschichte. Für mich ist Leonie ein zwar lebensbejahender Mensch, dennoch etwas melancholisch angehaucht. Sie vermittelt dem Leser das, was er dann auch in der Geschichte erlebt … ihre Zerrissenheit. Ihr fehlt irgendwie ein wirklicher Anker im Leben. Doch sie sucht danach und findet ihn auch und ihr Weg dahin ist der, den wir begleiten. Trotz allem ist sie ein humorvoller und liebenswerter Charakter und es hat viel Spaß beim Lesen gemacht, sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Die schon bekannten Figuren Stella und Nina spielen hierbei auch eine Rolle, wobei mir persönlich Nina etwas auf den Geist ging. Ich fand sie in ihrem Verhalten – ob nun begründet oder nicht – etwas anstrengend kindisch. Trotzdem scheint gerade sie auch wichtig zu sein für Leonies Entscheidungen. Und auch in diesem Buch wird wieder klar, wie wichtig und wertvoll Freundschaften sind. Das man sich immer auffängt und zueinander steht, egal, wie sich derjenige vielleicht gerade verhält. Das ist wohl das, was Freundschaft auszeichnet und was auch in diesem Buch wieder so viel wundervolles vermittelt. 

Ein bisschen hat mich die Autorin aber auch im Verlauf an der Nase herumgeführt, ich hätte da zu einem anderen Ende anfangs tendiert, um so schöner fand ich, das ich hier doch überrascht wurde mit Wendungen. Ich mag es sehr gern, wenn Bücher nicht zu vorhersehbar sind, selbst wenn sie eine Richtung vorgeben.

Wer die Autorin kennt, also ihren Schreibstil, weiß, dass dieser meist sehr locker und positiv ist. Er hat eine ganz eigene Leichtigkeit. In diesem Buch empfand ich es, als wäre die Autorin reifer geworden. Nein, nicht an Jahren .. sondern eher am Schreibstil. Er ist nicht mehr ganz so leicht, nicht mehr ganz so fröhlich. Eher ein bisschen nachdenklicher, zurückhaltender, ernster. Aber ohne deshalb schwer oder negativ zu sein. Ich empfand alles eher ein wenig ruhiger, in sich gekehrter. Und das ist definitiv positiv gemeint, denn das Buch hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich es in einem Rutsch gelesen habe!

Aber auch der schöne Humor kam trotz allem nicht zu kurz und einen Absatz hab ich Euch mitgebracht, über den ich herzhaft gelacht habe, weil mein Kopfkino sich nicht mehr abschalten ließ:

"Ich saß zu  mitternächtlicher Stunde einer Frau in einem Frosch-Pyjama gegenüber und redete wirres Zeug, nur weil ein Mann mir mal ein bisschen Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Wie alt war ich? Neun?" ... herrlich oder?
Und noch ein Satz zum Cover .. wunderschön! Die Vorder- und Rückseite lassen sich aufklappen, passende Bilder und ein schöner Spruch ziert die Innenseiten. Das Cover selbst ist wie geriffelt, der Titel hervorgehoben. Das verführt zum ständigen Streicheln :)

Fazit:
Eine wundervolle Geschichte, in der man erleben kann, dass scheinbar doch jeder einen Anker braucht und ihn auch findet, wenn er den Mut hat, sich auf die Suche zu begeben und auch mal etwas zu riskieren. Eine Geschichte über Freundschaft, Familie und ein wundervolles Stück Erde. Sehr empfehlenswert!