Rezension

Eine gewisse Straffung hätte nicht geschadet

Tochter des Drachenbaums
von Susanne Aernecke

Die Handlung gliedert sich in zwei Zeitstränge: Zum einen Iriomé in der Vergangenheit, die Eroberung der Insel durch die Spanier. Zum anderen die Gegenwart mit Romy und ihrer Suche nach einem Heilmittel.

Für jemanden, der nur glaubt, was er sehen kann, ist dieser Roman sicher nichts, denn schon auf den ersten Seiten mit Iriomé wird deutlich, dass die Ureinwohner der Kanaren ihre eigene "Geisterwelt" hatten, wie wir sie beispielsweise von den Indianern kennen. Ich fand diesen Handlungsstrang sehr interessant, weil ich mit den Ureinwohnern der Kanaren noch gar nicht in Berührung gekommen bin und Iriomé ein sehr einnehmender Charakter ist. Darüber hinaus ist die Inquisition immer für Angst, Schrecken und Spannung gut.

Leider kann ich nicht dasselbe über die gegenwärtige Handlung sagen. Mit Romy wurde ich bis zum Schluß nicht warm, sie öffnete sich dem Leser nicht und man blieb sich dauerhaft fremd - auch gab es einige logische Irritationen und gerade das erste Drittel des Buches war mitunter recht langatmig - eine gewissen Straffung der mehr als 500 Seiten hätte dem Lesefluss sicher nicht geschadet.

Alles in allem ist der Plot ein sehr interessanter - die Verquickung der Vergangenheit mit der Zukunft, die Heilpflanze, die Hüter über die Jahrhunderte - daraus hätte man sicher einen sehr unterhaltsamen spannenden Roman machen können. Leider haperte es in meinen Augen etwas mit der Umsetzung, sodass man schon Durchhaltevermögen beweisen musste, um das Ende zu erleben - wobei es zwischendurch immer sehr interessante, unterhaltsame und auch spannende Partien gab.