Rezension

La Palma - gestern und heute

Tochter des Drachenbaums
von Susanne Aernecke

Bewertet mit 4 Sternen

Romy ist Ärztin, die in der Forschung arbeitet. Als ihre Freundin Thea schwer an Krebs erkrankt, muss sie hilflos zusehen. Mit Thea verliert sie nicht nur eine Freundin, sondern auch ihre Klettergefährtin, mit der sie gemeinsame Kletterpartien durchgeführt hatte.
Als Romy bei einem Kletter-Alleingang den Halt verliert und 10 m in die Tiefe stürzt, erwacht sie nach 8 h Ohnmacht völlig schmerzfrei und ohne weitere Verletzungen davongetragen zu haben. Sie kann es nicht glauben.
Während ihrer Ohnmacht hatte sie eine Vision von Ereignissen, die 500 Jahre in der Vergangenheit liegen. Die letzte Hohepriesterin von La Palma hat ihrerseits bei einer Vision in die Zukunft gesehen und erkannt, dass ihr Volk untergehen wird. Spanier werden die Insel einnehmen und die Urbevölkerung mehr oder weniger ausrotten. Sie zieht den Tod vor, schafft es aber noch, ihr Amt an Iriomé zu übergeben und ihr das Versprechen abzunehmen, das Geheimnis des Amakuna zu bewahren.
Romy erzählt Thea von dieser seltsamen Vision und gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach La Palma. Romy wird in einer Höhle durch Zufall den Amakuna, einen Pilz, finden. Dieser ermöglicht die Visionen in die Zukunft bzw. die Vergangenheit. Aber er hat noch eine andere Eigenschaft, er heilt Krankheiten. Romy gibt Thea von dem Pilz, die daraufhin vom Krebs geheilt ist. Als Ärztin ist sie nunmehr bestrebt, den Pilz allein zugute kommen zu lassen, aber Macht und Gier verhindern, dass sie diesen Vorsatz umsetzen kann. Sie hat mächtige Gegner gegen sich und muss sogar um ihr Leben fürchten.

Es gibt aus der Zeit von Iriomé eine Voraussage, dass nur die Liebe es schaffen wird, das Geheimnis von Amakuna zu bewahren.
Iriomé`s Liebe wurde seinerzeit verraten, nun scheint sich in der Gegenwart alles zu wiederholen. Wird es Romy gelingen, die Liebe zu finden und das Geheimnis um den heilenden Pilz zu wahren? ...

Die Geschichte um Iriomé und Romy führt den Leser in die Vergangenheit von La Palma und in die heutige Zeit.
Beide Frauen trennen 500 Jahre voneinander und doch vereint sie gemeinsam das Wissen um den heilenden Pilz Amakuna. Beide sind durch dieses Wissen gefährdet und werden gejagt.
Iriomé vertraute den falschen Leuten, half auf der einen Seite, um Leben zu retten und brachte somit den Neid und die Gier auf den Pilz in ihr Leben. Sie muss erleben, wie die letzte Vision der Hohepriesterin Gestalt annimmt, wie ihre Insel von den Spaniern eingenommen wird und die Ureinwohner getötet oder versklavt werden. Sie hofft, durch die Liebe in der Lage zu sein, das Geheimnis zu wahren und lässt sich auf ein folgenschweres Unterfangen ein.

Romy, die den Wunsch hat, den Pilz der Medizin zur Verfügung zu stellen, muss sehr bald feststellen, dass es eine Lobby gibt, die das verhindern will. Da wird auch vor Mord nicht zurückgeschreckt. 
Als sie Nic Sarratoga kennenlernt, weiß sie nicht, ob sie ihm trauen kann oder nicht, denn er gehört in die Lobby der Arzneimittelindustrie, die die Vermarktung des Pilzes verhindern wollen.

Ich mag Bücher, bei denen die Handlung auf mehreren Zeitebenen spielt. Dieser Roman führt den Roman auf die Insel La Palma, in die Zeit, als sie von den Spaniern erobert wurde. Die Guanchen, die Ureinwohner der Insel, werden regelrecht ausgerottet, die Kultur geht unter.
Die Autorin hat diese Zeit hervorragend recherchiert und lässt dies in ihrem Roman einfließen. Man fühlt sich regelrecht in die Zeit zurückversetzt und nimmt am Leben der Ureinwohner teil.
Auch zu dieser Zeit findet man Gier, Neid und Grausamkeiten, die den Tod vieler Menschen zur Folge hat.

Der Strang in der Gegenwart ist so nahe an der Wirklichkeit, dass man keine Mühe hat zu erkennen, dass es genauso ablaufen würde, gäbe es solch ein Allheilmittel. Geld regiert die Welt, leider wahr und noch immer aktuell.

Die Protagonistinnen Romy und Iriomé sind sympathische junge Frauen, die ihren Weg gehen, wenn auch voller Leid, aber immer für das Gute stehend. Man muss sie mögen und wäre froh, eine der beiden als Freundin zu haben.

Die Kapitel spielen teils in der Vergangenheit, teils in der Gegenwart. Gut zu erkennen, wo man sich gerade befindet sind sie durch die Zeichen einer Endlosspirale für die Vergangenheit und dem Äskulapstab für die Gegenwart. Die Länge der Kapitel variiert, lassen sich aber trotzdem gut lesen.

Ein absolut lesenswertes Buch, das einen gefangen nimmt und nicht mehr loslässt. Beide Zeitebenen haben ihren Reiz, sind spannend geschrieben und erzählen ihre eigene Geschichte. Die beiden miteinander verwobenen Ebenen machen die Geschichte rund.
Die Örtlichkeiten sind durch die Autorin fantastisch beschrieben worden, so dass ich das Gefühl hatte, ich würde selbst vor den Höhlen auf La Palma stehen und sie mit eigenen Augen sehen.

Mir hat die Geschichte gefallen, auch wenn sie ein paar Längen aufzeigte. Auf alle Fälle macht sie neugierig auf die beiden kommenden Teile der Trilogie, die hoffentlich nicht allzulange auf sich warten lassen.
Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.