Rezension

eine Künstlerehe

Tage mit Gatsby -

Tage mit Gatsby
von Josephine Nicolas

Bewertet mit 4.5 Sternen

Scott Fitzgerald aber vor allem seine Frau Zelda stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Ich habe keines seiner Bücher gelesen aber ich habe im Kopf mehrere Verfilmungen seines größten Bucherfolges „Der große Gatsby“.  Genau diese Grundstimmung der 1920er Jahre wurde sehr treffend wiedergegeben. Und die Fitzgeralds sind ein Künstlerehepaar, wie ich es mir typisch für die damalige Zeit vorstelle. Der gerade erst beendete erste Weltkrieg hat in vielen den Wunsch nach prallem Leben, nach Unbekümmertheit, nach Freiheit und Schrankenlosigkeit geweckt. Scott und seine Frau bewegen sich in Kreisen, die von einer Party zur nächsten jetten, die für den Augenblick leben wollen, ohne Verantwortung. Aber unter der mondänen Oberfläche brodeln Gier und Leidenschaft ebenso wie Langeweile und unerfüllte Sehnsüchte. Zelda möchte gerne selbst eine erfolgreiche Künstlerin sein, scheitert aber an der eigenen Unsicherheit und an Scotts Bestrebungen, sie klein zu halten. Einerseits bewundert sie seine Kreativität andererseits fühlt sie sich eingeengt, versucht mit einer Affäre auszubrechen. Die Ehe steckt fest in einer Art Hassliebe. Trotz dieser schwierigen Atmosphäre vollendet er in dieser Zeit seinen Gatsby-Roman auch mit Hilfe seiner Frau Zelda.

Es ist ein Buch über eine komplexe schwierige Beziehung. Das Tauziehen der zwei Menschen, das Hin und Her der Gefühle, die brüchig werdende seelische Gesundheit von Zelda sind der Dreh- und Angelpunkt des Plots. Man merkt der Autorin die gute Recherche und die Empathie für ihre Figuren an. Sie schafft es, zwei reale Menschen zu beschreiben und lässt mich einen Blick in das Leben dieses Künstlerpaares zu werfen, welches mir zwar fremd blieb, das mich aber bis zum Schluss auch fesseln konnte.

Besonders hervorheben muss man die anspruchsvolle Sprache, die nie ins Platte oder Theatralische abgleitet. Die nah dran ist, vor allem an Zelda und die durch ihre Intensität berührt.