Rezension

Reise in die 1920er Jahre

Tage mit Gatsby -

Tage mit Gatsby
von Josephine Nicolas

Bewertet mit 5 Sternen

Zelda Fitzgerald ist ein beeindruckendes Beispiel für die nach Eigenständigkeit suchende Frau hinter einem erfolgreichen Ehemann.

Zusammen mit ihrem Ehemann F. Scott Fitzgerald und der gemeinsamen Tochter bricht Zelda Fitzgerald nach Europa auf. Die goldenen Zwanziger haben die beiden in den USA ausgekostet. Nun möchte der Schriftsteller seinem Traum von einem erfolgreichen Roman folgen und in der Ruhe Europas (Paris, Südfrankreich, Italien) die Vollendung des Werkes anstreben. Zelda unterstützt ihn in seinen Zielen und liefert viele Gedanken, die er übernimmt und ausschmückt. Immer häufiger fragt sie sich, warum sie nicht selber veröffentlicht. Seine Antwort ist klar und leider auch war: unter seinem Namen zahlen die Verleger deutlich mehr. In ihrer Unzufriedenheit stürzt sie sich in eine Affäre, Verbesserung bringt ihr dies allerdings nicht. Nach Eigenständigkeit strebend, wird sie zusehends depressiver. Beide sprechen auch dem Alkohol in nicht unerheblichen Mengen zu. Zelda ist eine typische Frau der goldenen Zwanziger des vergangenen Jahrhunderts, die in den höheren und Künstler-Kreisen verkehrt. Sie ist glücklich und strebt erst peu à peu nach Eigenständigkeit. Keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit. Ihr Leben in Europa ist von Langeweile und vielen Streitigkeiten geprägt. Sieht man den weiteren Lebensweg des Ehepaares, ist diese Zeit eine wichtige Phase für beide Ehepartner und ebnet den Weg in die Zukunft.

Die Autorin konzentriert sich auf die Europareise der Familie zum Ende der 1920er Jahre. Das finde ich sehr gut, denn hier zeigt sich die Entwicklung der beiden, insbesondere Zelda beginnt zu zweifeln und möchte mehr aus ihrem Leben machen. Diese Lebensphase ist sehr authentisch und realitätsnah beschrieben. Fiktion und Realität greifen äußerst glaubwürdig ineinander. Der Schreibstil muss hervorgehoben werden, er kreiert eine Atmosphäre, in die man versinkt. Als Leser ist man mitten im Geschehen und leidet bzw. lebt mit den Protagonisten. Zudem spürt man, dass die Autorin sich intensiv mit dem Leben von Zelda Fitzgerald beschäftigt hat. Erzählt aus Sicht dieser interessanten Frau wird sowohl das Leben als auch die Gedankenwelt der „Roaring Twenties“ deutlich. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und gerne empfehle ich es weiter.