Rezension

Eine Liebe im Ruhrpott

Ein Traum vom Glück - Eva Völler

Ein Traum vom Glück
von Eva Völler

Bewertet mit 4 Sternen

Fängt das Leben im Ruhrpott der Nachkriegszeit fantastisch ein. Dazu kommt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die ans Herz geht.

Der Roman „Ein Traum vom Glück“ von Eva Völler ist der Auftakt zur Ruhrpott-Saga.

Essen 1951: Katharina flüchtet mit ihren beiden Kinder Inge und Bärbel vor der russischen Armee aus Berlin und findet Unterschlupf bei ihrer Schwiegermutter Mine im Ruhrgebiet. Ihr Mann ist immer noch nicht aus dem Krieg heimgekehrt und gilt als vermisst. Katharina hat ein großes Talent fürs Nähen und sie träumt von einem eigenen Modeatelier. Eines Tages steht der Kriegsheimkehrer Johannes vor der Tür und stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das hat mir sehr gefallen, so lernt man jeden aus der Familie besser kennen und außerdem wird die Geschichte aus unterschiedlichen Seiten betrachtet, so bekommt man einen besseren Blick auf das große Ganze. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, hinzukommt, dass die Autorin es geschafft hat, jeder Perspektive ihre eigene Sprache zu geben und dem Alter und Charakter anzupassen. Schwiegermutter Mine zum Beispiel lesen wird häufig im Ruhrpott-Platt oder Bärbel in einer sehr kindlichen und naiven Sprache und Denkweise. Das fand ich großartig und ich hatte nie Probleme mich zurecht zu finden, wenn die Perspektiven gewechselt wurden. 

Im Großen und Ganzen ist die Geschichte sehr ruhig erzählt, es fehlt aber nie an Spannung oder es wird langweilig. Das Leben im Ruhrpott und der Nachkriegszeit sind herrlich eingefangen. Vom Arbeiten im Kohlebergwerk über die ersten technischen Neuerungen, wie einen Kühlschrank oder aber endlich wieder das Leben genießen zu können, sich schick zu kleiden und tanzen zu gehen. 

Ich hatte tolle Bilder im Kopf und hatte das Gefühl vor Ort zu sein. Der Ruhrpott und die Zeit waren mit Händen greifbar.

Johannes ist ein unglaublich toller Charakter und an ihn habe ich ein bisschen mein Herz verloren. Er ist sehr ruhig und in sich gekehrt. Hat aber trotz seiner Gefangenschaft nicht verlernt das Positive zu sehen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Er ist ein echter Gentleman, belesen und klug.

Katharina ist eine unglaublich starke Frau. Eine Kämpferin die sich nicht unterkriegen lässt und nie aufgibt. Sie ist ehrgeizig und hat sich hohe Ziele gesteckt, sie will raus aus der ärmlichen Gegend und mehr für sich und ihre Kinder. Manchmal wirkt sie etwas gefühlskalt.

Ich mochte beide wirklich sehr gerne. Aber auch Mine mit ihrer rauen Art und dem Herz am rechten Fleck, mochte ich auf Anhieb. Genau wie Bärbel und Inge.

Der zweite Teil der Saga kommt voraussichtlich im August 2020.

Fazit: Mir hat das Buch ein paar schöne Lesestunden geschenkt. Ich habe die Reise in den Ruhrpott genossen. Die Geschichte von Johannes und Katharina hat mich sehr berührt. Ich habe mich mit ihnen gefreut aber auch geweint.
Das überraschende Ende sorgt dafür, dass ich einen Punkt abziehen muss. Das klingt vielleicht hart, aber so reicht es einfach nicht für die 5 Sterne, die ich dem Buch über weite Teile hätte geben wollen.