Rezension

Träume einer lebenslustigen Frau im Nachkriegsdeutschland

Ein Traum vom Glück - Eva Völler

Ein Traum vom Glück
von Eva Völler

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Roman ist der erste Band der von der Autorin so betitelten Ruhrpottsaga, den sie, selbst geboren und aufgewachsen am Rande des Kohlenpotts, in Angriff genommen hat,  nachdem die Ära der Steinkohle dort endgültig vorbei war. Weil ich selbst aus einer anderen Gegend Deutschlands stamme, war die Geschichte umso interessanter für mich, zumal ich lediglich ein Jahrzehnt später geboren wurde als der Zeitraum, in dem sie angesiedelt ist (1951/52),  und ich die Zeit durchaus erinnere.

Protagonistin ist die junge Katharina, die nunmehr seit sechs Jahren mit ihren beiden Töchtern im Hause ihrer Schwiegermutter lebt, nachdem sie zu Kriegsende vor den Russen aus Berlin geflüchtet ist. Ihr Mann gilt immer  noch als verschollen. Doch das Ruhrgebiet mit dem ständigen Kohlenstaub möchte sie lieber wieder heute als  morgen verlassen, zumal sie dort aufgrund ihrer Lebenslust in der Vergangenheit ihren Ruf als „Schickse“ weghat. Sie arbeitet darauf hin, anderswo ein eigenes Modeatelier zu eröffnen.  Doch wird vielleicht die Liebe ihre Pläne durchkreuzen? Mehrere Männer haben nämlich ein Auge auf sie geworfen – ein verheirateter Arzt, der Bruder ihrer besten Freundin, der aus der Gefangenschaft heimgekehrte jüngere Enkel ihrer Schwiegermutter; und dann besteht natürlich noch die Möglichkeit der Rückkehr ihres Mannes.

Recht authentisch mit viel typischem Ruhrpott-Dialekt in den wörtlichen Reden (was für mich sehr ungewohnt klingt) wird uns das Leben in dieser Region vor dem Hintergrund des wirtschaftlich gerade wieder erstarkenden Deutschlands nahe gebracht.  Die vom Krieg so gebeutelten Leute machen Konsumanschaffungen auf Raten, richten ihre Häuser wohnlich her.  Auch der Bergbau mit seinen Gefahren für die Bergleute und dem Ruf nach Veränderungen spielt in den Schilderungen eine interessante Rolle. Die Rolle von Katharina mag spalten. Einerseits hat sie eine nicht unbedingt moralisch einwandfreie Vergangenheit und fällt mit ihrer Lebensführung natürlich zu ihrer Zeit auf. Andererseits gehört sie zu den vom Krieg benachteiligten jungen Frauen, die ein Nachholbedürfnis haben.

Nachdem dieser Teil ein für mich so unerwartetes Ende nimmt, bin ich auf den für Herbst 2020 angekündigten zweiten Band 2 („Ein Gefühl von Hoffnung“) neugierig