Rezension

Eine Mühle darf niemals still stehe…

Die Töchter der Kornmühle -

Die Töchter der Kornmühle
von Regine Kölpin

Klappentext:

„Die beiden Schwestern Rena und Viktoria könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Rena sich Zeit ihres Lebens pflichtbewusst um die Kornmühle der Familie gekümmert hat, zog es Viktoria schon früh in die weite Welt. Jetzt wohnt sie in Hamburg in einer kleinen Wohnung und hat kaum Kontakt zu ihrer Familie. Doch dann bekommt sie die Nachricht, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt und mit den Schwestern ein letztes Mal sprechen möchte – über die Mühle und ein Geheimnis aus ihrer Kindheit, das die Leben der beiden Frauen für immer verändern wird.“

 

„Die Töchter der Kornmühle“ ist dieses Mal ein „Einspänner“. Der in sich komplett abgeschlossene Roman brilliert auf seinen 400 Seiten von der ersten bis zur letzten Seite. Im Bereich der Belletristik, genauer im Genre Romanerzählung, bin ich mehr als wählerisch geworden bei der Auswahl meiner Lektüre. Entweder sind bereits die Cover schon auf Anhieb mehr als kitschig oder der rote Faden der Geschichte ist immer der gleiche. Bei Regine Kölpin ist das (fast) komplett anders. Zwar sind auch hier die Cover bei ihren Büchern etwas arg verspielt aber dafür sind ihre Geschichten großartig geschrieben und absolut lesenswert! Drehort ist wieder mal die Nordseeküste. In „Die Töchter der Kornmühle“ lernen wir die beiden Schwestern Rena und Viktoria kennen. Ja, sie haben beide ihren eigenen Kopf und irgendwie kann man jede von ihnen verstehen, sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Der von mir oben beschriebene „rote Faden“ findet sich zwar hier ähnlich wieder, denn als Mutter Hilka im sterben liegt, muss sie einerseits den Mädchen noch ein Geheimnis anvertrauen aber auch langsam mal den Weitergang der Mühle festigen. Denn eine Mühle darf nicht sterben, die Flügel müssen drehen! Kölpin erzählt uns mit feiner Stimme einerseits das Leben der beiden Schwestern im Hier und Jetzt aber auch wie die Familie zum müllern kam. Wir erfahren etwas aus Hilkas früherem Leben aber auch Tjade, Hilkas Mann und Vater, lässt uns an den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges teilhaben. Es ergeben sich viele Stränge die dennoch sehr gut differenziert zu lesen sind und schlussendlich zusammen einen gekonnten Strang ergeben. Der Spannungsbogen ist hier bestens austariert! Das Thema „Mühle“ bekommt ebenfalls einen großen Anteil an der Geschichte: Kölpin hat mit sehr deutlichen und bestens definierten Worten das Müllern und ebenso die wunderschönen Mühlen an sich erklärt. Hier nicht in Fachsimpelei abzurutschen ist eine wahre Kunst, denn ab einem gewissen Punkt versteht man als Laie einfach nichts mehr. Kölpin macht die Mühle greifbar! Bei den Personen ist das so eine Sache. Ich blieb oft den Figuren etwas fern. Auch wenn Kölpins Schreibstil und Ausdruck herrlich bildhaft und emotional sind, so war doch zu den Personen hier eine gewisse kühle Distanz. Ich muss gestehen, ich fand das wahrlich sehr gut, denn so blieb der Fokus eher auf der Mühle und man musste sich nicht irgendeinen „Liebling“ aussuchen. Auf dem Buchcover ist aber auch noch neben den vermeintlich beiden Schwestern eine kleine lütte Maus zu sehen. Das kleine Mädchen im grüne Kleid gibt es im Buch tatsächlich! Das ist Charlotte, Hilkas Enkelin und auf ihre Art ein echter Sonnenschein. Sie wollen jetzt noch wissen was es mit dem Geheimnis auf sich hat? Das war vielleicht spannend und ja, es ging absolut unter die Haut! Aber lesen müssen Sie es schon selbst! Kölpin verpackt alles wunderbar gekonnt und stilsicher in dieser Geschichte das es nur so ein Lese-Fest ist. Egal ob die Figuren, der Ort, die Mühle, das Geheimnis - alles ist stimmig, zu keinem Punkt kitschig und in sich einfach nur rund. Es gibt Momente zum lachen und zum weinen, es gibt Gänsehaut aber auch Aufreger, kurzum: hier findet der Leser ein wunderbares Buch mit einer noch tolleren Geschichte aus der Feder von Regine Kölpin! Genau deshalb gibt es auch von mir 5 Sterne!