Rezension

Eine Reise in die Vergangenheit des Autors

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte - Joe Hammond

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte
von Joe Hammond

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als bei dem Autor eine seltene Motoneuron-Krankheit diagnostiziert wird, die körperliche Einschränkungen und einen frühzeitigen Tod bedingt, nutzt er die Gelegenheiten, die wichtigsten Fakten und Erlebnisse, die seine Krankheit mit sich bringt, aber auch Erfahrungen aus seinem Leben, aufzuschreiben - unter anderem, um seinen beiden jungen Söhnen nach seinem Tod etwas von ihm zu hinterlassen.

Es ist ein Sachbuch über den Verlauf der seltenen Krankheit, das vielmehr autobiographische Elemente des Autors enthält. Auf ehrliche, offene, unverblümte, aber auch auf humorvolle Art erzählt er dem Leser von den Hoch- und Tiefpunkten seines Lebens und von den vielen Einschränkungen, mit denen er nun leben muss. Stets präsent ist der Gedanke, dass seine Selbstständigkeit schon ziemlich früh nach der Diagnose abgenommen hat und dass der Tod schon bald eintreten kann. Angefangen mit plötzlichen unmittelbaren Stürzen begleitet der Leser den Autor auf eine Reise in seine Kindheit, Jugend sowie in seine aktuelle Lage, in der er Vater von zwei kleinen Söhnen ist, die, früher als ihm lieb ist, ohne ihren Vater aufwachsen müssen.

Der Schreibstil lässt sich zumeist gut und flüssig lesen. Es werden viele sprachliche Bilder verwendet, die das Buch auf sprachlicher Ebene qualitativ sehr wertvoll und sehr gelungen machen. Der Leser darf sich jedoch nicht davon abschrecken lassen, dass manche Metaphern nicht sofort verstanden werden, sondern konzentriert drüber nachgedacht werden muss. Im Allgemeinen sind diese jedoch anschaulich und leicht verständlich.

Der Schreibstil sorgt zumeist dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Zugleich beinhaltet er sehr tiefgründige, philosophische Gedanken und Weisheiten. Es werden viele Aspekte vermittelt, die den Leser zum Nachdenken über das Leben und die eigene Verhaltensweisen anregen. Des Öfteren kommt es vor, dass das Leben und die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Die Themen, die angesprochen werden, sind sehr facettenreich. Von alltäglichen Erlebnissen, Einschränkungen durch seine Krankheit, religiösen Aspekten, traumatischen aber auch schönen Erinnerungen ist so ziemlich alles dabei, wobei zwischenmenschliche Beziehungen an vielen Stellen im Vordergrund stehen.

Besonders gut und authentisch ist, dass keineswegs nur die schönen Seiten des Lebens oder nur die schlechten Seiten durch seine Krankheit erwähnt werden. Es ist eine gelungene Mischung aus verschiedenen Emotionen. Ebenfalls gelungen ist, dass kein Blatt vor dem Mund genommen wird. Der Autor verschweigt keine Aspekte oder umschreibt sie in angenehmer klingenden Worten, sondern stellt offen dar, was für Probleme und Nachteile er hat und wie die Krankheit auf sein Leben wirkt. Es wird deutlich, dass er versucht die Krankheit so gut es geht zu bezwingen, aber es wird nicht verschwiegen, dass sie dennoch an ihm nagt und es ihm nicht immer leicht fällt, positiv nach vorne zu schauen.

Am Anfang jedes neuen Kapitels ist ein Bild des Autors, zum Teil mit seiner Familie, zu sehen. Dies sorgt dafür, dass sich der Leser auch bildlich besser vorstellen kann, um wessen Leben das Geschilderte geht und dass es eine wahre Geschichte ist. Zudem baut es eine Nähe zum Autor auf und es wird eine fast schon persönliche Ebene erreicht, was dadurch verstärkt wird, dass der Leser so viele Einblicke in das Leben des Autors erhält.

An einigen Stellen ist es ein wenig mühsam, weiterzulesen und den Gedanken des Autors zu folgen. Es ist schade, dass vergleichsweise wenig über die Krankheit und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen zu lesen ist. Vielmehr rekapituliert der Autor sein bisheriges Leben, was ebenfalls spannend und interessant ist, allerdings werden durch den Klappentext andere Erwartungen aufgebaut.

Nichtsdestotrotz ist das Buch zu empfehlen, jedoch sollte man sich bewusst sein, dass der Schwerpunkt nicht nur auf der Krankheit liegt, sondern es ebenfalls von Tod und dem Leben im Allgemeinen handelt. Das Buch ist auch dazu geeignet, sein eigenes Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die eigenen Verhaltensweisen zu überdenken. Es ist ein gutes Buch, jedoch teilweise langatmig und schwierig zu lesen.