Rezension

Eine schöne Neuerzählung!

Elian und Lira - Das wilde Herz der See - Alexandra Christo

Elian und Lira - Das wilde Herz der See
von Alexandra Christo

~~Ein traumhaftes Cover, eine vielversprechende Geschichte und ein interessantes Setting - All das hat mich sehr neugierig auf Elian und Lira gemacht. Ob und wie diese Punkte umgesetzt wurden, wollte ich unbedingt herausfinden.

 Die Grundhandlung ähnelt in groben Zügen dem Märchen "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen, welches ganz klar als Vorlage für diesen Roman diente. Doch viele Abänderungen machen die altbekannte Geschichte interessant. Anstatt den Wunsch, ein Mensch zu werden, verspürt die Protagonistin Hass gegenüber den Menschen. Generell sind die beiden Völker verfeindet und die Sirenen nicht so harmlos wie man denken mag. Und auch der Prinz ist nicht einfach nur ein Prinz, sondern auch gleichzeitig Pirat und macht Jagd auf Sirenen.
 Allein diese Grundidee hat mir sehr gefallen, denn es ist die perfekte Mischung aus dem geliebten Märchen und Piratenabenteuer für mich.

 Die Geschichte wird abwechselnd aus Elians und Liras Sicht erzählt, jedoch kann man dies formal nur an den unterschiedlichen Schriftarten erkennen. Es beginnt also mit zwei einzelnen Handlungssträngen - einem über Wasser und einem unter Wasser -, die sich irgendwann treffen. Ich finde die Idee, beide Seiten zu beleuchten, erfrischend für den Roman, jedoch war ich an manchen Stellen wegen den plötzlichen Wechseln etwas gehemmt im Lesefluss.
 Beide Protagonisten haben mir sehr gefallen, denn sie sind beide stark, prägnant und sie durchleben Entwicklungen. Besonders Elian als rebellischer Piratenprinz ist in meinen Augen eine markante Buchfigur. All diese Charaktere passen perfekt in das leicht magisch angehauchte, spannende und abwechslungsreiche Setting, in dem ich nur zu gerne abgetaucht bin.

 Da hingegen sind meiner Meinung nach die Nebenfiguren etwas zu kurz gekommen, denn sie waren sehr vielversprechend. Allgemein finde ich, dass für den Gehalt der Geschichte und auch die Figurencharakterisierungen mehr Seiten von Nöten gewesen wären. Ein Zweiteiler anstatt einem Standalone hätte sich in meinen Augen viel besser geeignet. Auch die angepriesene Liebesgeschichte musste in den Hintergrund rücken und kam erst in den letzten paar Seiten wirklich zum Vorschein, was mich etwas traurig gemacht hat, denn es hatte so viel Potential, das nicht ganz ausgereift ist. Hier wäre ebenfalls ein zweiter Band von Vorteil gewesen.

FAZIT

Eine brutale Inszenierung von "Die kleine Meerjungfrau" meets Piratenaction - so könnte man dieses Buch kurz und knapp zusammenfassen. Die Handlung, das Setting, die Hauptcharaktere - all dies konnte mich von sich überzeugen und mich in eine spannende Buchwelt abtauchen lassen. Dennoch gab es auch ein paar Ecken wie das unzureichend ausgeschöpfte Potential, die mir etwas missfallen haben.