Rezension

Eine schrecklich nette Familie

Der Sunday Lunch Club - Juliet Ashton

Der Sunday Lunch Club
von Juliet Ashton

Bewertet mit 4 Sternen

Man sagt ja, es gebe in jeder Familie ein schwarzes Schaf und es gebe auch in jeder Familie Geheimnisse, die unter der Oberfläche verborgen bleiben. Das mag stimmen und das ist auch der Ansatz dieses Familienromans, bei dem Juliet Ashton sämtliche nur denkbaren Spannungsfelder einbezieht – und den Roman meiner Ansicht nach damit ein wenig überfrachtet.

 

Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Anna. Anna, die drei Geschwister hat (davon zwei deutlich jünger), die mit 40 schwanger ist von einem 21-jährigen One-Night-Stand und die mit der neuen Freundin ihres Ex-Mannes hadert, während der scheinbar immer noch zur Familie gehört und – zu allem Überfluss – auch ihr Businesspartner ist. Und Anna hat ein Geheimnis, von dem nicht einmal ihre Geschwister wissen.

 

Ihre Geschwister…. Da ist zuerst Neil. Er hat mit seinem Mann Santiago, einem Spanier, gerade ein Baby adoptiert und verstrickt sich in der plötzlichen Vaterrolle, während er mit seinem Mann Kämpfe darum ausficht, welche „Rolle“ jedem der beiden Männer in Erziehungsfragen zukommt.

 

Maeve, Annas jüngere Schwester, hat bereits einen pubertierenden Sohn (Storm). Wobei… mitunter fragt man sich, wer von den beiden mit dem Kopf in den Wolken herumläuft. Die Tatsache, dass Vegetarierin Maeve bisher eher kurze und heftige Beziehungen hatte, an deren Ende sie regelmäßig als Häufchen Elend zurückblieb, lässt einige Schlüsse zu.

 

Und schließlich ist da noch das „Nesthäkchen“ Josh, der sehr introvertiert, aber aufmerksam seinen Geschwistern gegenüber ist und plötzlich seinen Bekannten Luca, einen italienischstämmigen Psychotherapeuten, mit zu den Familientreffen bringt. Luca bringt Anna komplett durcheinander – aber die ganze Familie fragt sich, woher Josh und Luca sich eigentlich kennen…? Und warum bringt Josh Luca mit, obwohl er doch eine neue Freundin namens Thea hat?

 

Ab und zu ist auch Dinkie bei den Familientreffen dabei, die Großmutter der vier Geschwister. Sie hat kürzlich ihr Haus verkauft, um vernünftigerweise ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz zu verbringen. Doch alle Geschwister haben den Eindruck, dass sie sich dort absolut nicht wohlfühlt. Doch wer von ihnen hätte Platz und Zeit, um Dinkie bei sich aufzunehmen und sich um die alte Dame zu kümmern? Da werden die Verantwortungen wie Platzsets über den Esstisch geschoben…

 

Man sieht also schon – es sind verwirrend viele Themen, die in diesem Roman aufgegriffen werden und ich kann hier noch nicht mal über alle schreiben, da das zuviel über die Entwicklung der Geschichte verraten würde. Mit diesem Roman ist es für mich tatsächlich so wie mit einer „schrecklich netten Familie“ – man kann herzlich über sie lachen, ist aber heilfroh, diese Probleme und diesen ständigen Trubel nicht im eigenen Haus zu haben.

 

Wer turbulente Familienkomödien mit Augenzwinkern mag, der ist hier genau richtig (und tatsächlich könnte ich mir dieses Buch sehr gut als Film vorstellen). Mir persönlich war es jedoch ein wenig zu trubelig und hektisch, ich bin der Meinung, es wäre auch eine schöne Geschichte gewesen, wenn man nicht versucht hätte, jede nur mögliche Lebenssituation darin einzufangen. Für mich also etwas zuviel des Guten – vielleicht aber für viele Leser genau richtig.