Rezension

Eine spannende und gut recherchierte Reise in die Region des Mittelrheins im 19. Jahrhundert

Loreley - Die Frau am Fluss -

Loreley - Die Frau am Fluss
von Susanne Popp

Bewertet mit 4 Sternen

Schon oft hörte ich von der märchenhaften Landschaft in der Region des Mittelrheins, war selbst leider aber noch nie dort. Mit diesem Roman konnte ich immerhin literarisch an den Rhein reisen und lernte durch die verschiedenen Charaktere die interessante Geschichte dieser Region im 19. Jahrhundert kennen. Verbunden wird diese Reise mit der geheimnisvollen Legende um die Loreley. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Loreley - Die Frau am Fluss«:

»Bacharach 1817. Die mittellose Waise Julie arbeitet als Magd im Gasthaus ihres Vormunds. Ein geheimnisvoller Zauber geht von ihr aus, und ihre aussergewöhnliche Ausstrahlung sorgt immer wieder für Eifersucht und Streit. Auch Johann hat Eltern und Geschwister verloren. Er kehrt seinem Heimatdorf den Rücken, um in Karlsruhe bei der Rheinbegradigung sein Auskommen zu finden. Julie und Johann lernen sich kennen. Sie ahnen nicht, welche Schatten die Vergangenheit auf sie werfen wird. Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf.«

Original-Klappentext

 

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen. Das Buch liest sich sehr flüssig und angenehm, und schon nach wenigen Seiten war ich mitten in der Geschichte angekommen. Besonders gelungen sind meiner Meinung nach die malerischen Beschreibungen der Landschaften, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Und das Setting am Mittelrhein ist wirklich traumhaft! Die Geschichte wird aus der Sicht von unterschiedlichen Charakteren erzählt.

Julie, die Protagonistin, war mir mit ihrer freundlichen Art von Beginn an sympathisch. Obwohl sie ein hartes Leben führt und immer wieder mit Rückschlägen, Konflikten und Eifersucht konfrontiert wird, lässt sie sich nicht entmutigen. Ihre besondere Schönheit verzaubert die Menschen um sie herum, aber Julie merkt bald, dass ihre Schönheit auch Schattenseiten hat. Was mir wiederum gut gefallen hat, war Julies Verbundenheit zum Rhein, die den gesamten Verlauf ihres Lebens prägt.

Müsste ich mich für einen Lieblingscharakter in diesem Roman entscheiden, wäre es vermutlich Johann. Er verliert früh seine Eltern und seine Geschwister und ist vollkommen auf sich allein gestellt. Jedoch lässt er sich nicht von seiner Trauer unterkriegen, lässt seine frühere Heimat hinter sich und sucht sich in der Mittelrhein-Region ein neues Leben. Dabei zeigt er sich sehr resilient und anpassungsfähig, was ihm bald zugutekommt.

Auch die anderen Figuren wie z.B. Elisabeth, eine Dame aus gutem Hause, die mit ihrem Ehemann in die Region reist, der Pfarrer Wurm aus Bacharach oder Xaver Freigang, der mit Johann seinen Dienst bei der Rheinbegradigung verrichtet, werden authentisch dargestellt. Hier arbeitet die Autorin mit vielen Märchenmotiven. Stehen die Figuren am Anfang noch alleine da, verbinden sich im Verlaufe der Geschichte die Erzählstränge mehr, sodass immer mehr Verbindungen zwischen den Charakteren entstehen und ihre Lebensgeschichten sich vermischen.

Der Roman selbst erstreckt sich über einen Zeitraum von fast 30 Jahren mit mehreren Zeitsprüngen. So lernen wir die einzelnen Charaktere gut kennen und begleiten sie während prägenden Lebensereignissen. Immer wieder wird Spannung erzeugt, z.B. durch dramatische Ereignisse oder durch neue Fragen, die aufgeworfen und erst später oder gar nicht beantwortet werden. Dazu kamen die vielen historischen Fakten zum Leben am Mittelrhein zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie waren gut recherchiert und in die Geschichte eingebunden, sodass ich einiges lernen konnte und dabei trotzdem gut unterhalten wurde. Themen sind u.a. die Rheinbegradigung durch Tulla, die Familie Brentano, aber auch das Verhältnis zwischen Arm und Reich, Vormundschaften, Fährbetriebe, etc.

Das Buch ist der erste Teil einer Dilogie - und endet mit einem fiesen Cliffhanger. Das Ende war äusserst dramatisch, lässt aber auch einige Fragen offen, weshalb ich sehr gespannt auf den zweiten Teil bin.

 

Fazit:

»Loreley - Die Frau am Fluss« ist eine spannende Reise an den Mittelrhein zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die interessante Geschichte, gepaart mit den malerischen Beschreibungen der Landschaften und den historischen Ereignissen, hat mir gut gefallen. Nach diesem Cliffhanger bleiben jedoch einige Fragen offen, die wohl erst im zweiten Teil beantwortet werden - auf diesen bin ich schon gespannt! Dafür gibt es vier Sterne.