Rezension

Eine starke Frau

Madame Clicquot und das Glück der Champagne -

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
von Susanne Popp

Bewertet mit 5 Sternen

„...Seine Briefe wurden vertraulicher. Er schätzte ihre Klugheit, mit der sie seine Gedankengänge durchdrang, und nach und nach, so las sie in den Zeilen, fühlte er sich ihr auch immer näher. Bei seiner Rückkehr sahen sie einander mit anderen Augen als zuvor. Sie heirateten, als Barbe zwanzig Jahre alt war...“

 

Wir schreiben das Jahr 1805. Barbe ist in der Nacht aufgewacht und geht nun voller Unruhe zu ihrem Mann. Dabei erlebt sie in Gedanken nochmals die Zeit ihres Kennenlernens. Sie ahnt nicht, dass Francois schon tot ist. Zwar weiß sie um seinen Schwermut, doch dass er sich selbst das Leben nimmt, trifft sie hart. Barbe ist eine kluge Frau. Mit Hilfe ihrer Freundin Adèle vertuscht sie das Geschehen und spricht von einem Fiebertod.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Vor meinen Augen wird nicht nur das Leben der Witwe Barbe – Nicole Clicquot aufgeblättert, sondern auch die Entstehung ihres berühmten Champagners deutlich und detailgenau beschrieben.

Barbe möchte das Geschäft ihres Mannes weiterführen. Schon immer hat sie mitgearbeitet. Sie kennt sich im Weinkeller gut aus und ist experimentierfreudig. Doch sowohl ihr Vater, als auch ihr Schwiegervater, der Anteile an der Firma hält und seit dem Tod seines Sohnes ein gebrochener Mann ist, sind dagegen. Zuspruch erhält sie von ihrer jüngeren Schwester Clementine. Die taut ihr das Geschäft zu.

Und dann gibt es noch Louis Bohne. Er hat als Händler die Marke Clicquot in Russland bekannt gemacht. Die Gespräche der beiden sind inhaltsreich und werfen ein Schlaglicht auf die Politik der Zeit.

 

„...Napoleon hält die ganze Welt in Atem. Ich muss sagen, aus der Sicht eines Handlungsreisenden ist seine Politik eine Katastrophe...“

 

Die politische Lage zieht sich wie ein roter Faden durch das Geschehen. Die Kriege der Zeit sorgen dafür, dass Barbe wirtschaftlich immer wieder zu kämpfen hat. Was nutzt der beste Schaumwein, wenn Handelswege wegen Seeblockaden unterbrochen sind und die einheimische Bevölkerung sich nur die billigen Sorten leisten kann?

Barbe kennt Napoleon persönlich. Ihm hat sie den Namen „Champagner“ für ihren Schaumwein zu verdanken. Den benutzt er, als er sich mit Josefine im Hotel ihrer Eltern trifft. Dass er gerade diesen Wein kostet, ist Barbes Einfallsreichtum zu verdanken. Schon allein wegen dieser Geschichte ist das Buch sein Geld wert.

Hinzu kommt, dass die Autorin es versteht, mit Worten zu spielen und griffige Bilder zu kreieren, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Wein ist wie Musik. […] Jede einzelne Stimme für sich gibt eine hübsche Melodie, jedoch leichtfüßig und flüchtig. Spielt man sie aber gleichzeitig in verschiedenen Tonlagen auf verschiedenen Instrumenten und achtet auf die Harmonien und wie eines zum anderen passt, dann kann diese einfache Melodie einen wahren Klangsturm entfachen...“

 

Deshalb spricht Barbe auch davon, dass sie ihre Weine als Cuvée komponiert. Das Rüttelverfahren geht ebenfalls auf sie zurück. Nicht immer ist bei den Experimenten beim ersten Mal alles geglückt. Doch Barbe hat Geduld.

Zwei Männer hätten gern an ihrer Seite gelebt. Der eine zieht sich freiwillig zurück, der andere muss durch eine harte Schule gehen, um zu begreifen, dass Barbe nie wieder heiraten wird. Der Grund ist einfach. Die Heirat bedeutet die Aufgabe der Selbstständigkeit. Danach gehört die Firma dem Mann, er hat das Sagen und sie ist auf sein Wohlwollen angewiesen.

Barbe erweist sich als knallharte Geschäftsfrau und nötigt den Männern, die mit ihr verhandeln, Respekt ab. Louis Bohne drückt das nach einem Geschäftsgespräch mit einem Glasbläser so aus.

 

„...Vermutlich hat er noch nie zuvor mit einer Dame verhandelt. Schon gar nicht mit einer Dame, die so genau weiß, was sie will...“

 

Auf der anderen Seite aber zeigt sie viel Menschlichkeit, wenn es notwendig ist.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gekonnte Mischung aus fesselnder Handlung und Faktenwissen.