Rezension

Eine tolle High-Fantasy Geschichte.

Magie der Schatten - Thomas Lisowsky

Magie der Schatten
von Thomas Lisowsky

Das Land der sterbenden Wolken ist ein Buch, das mich mehrfach überrascht hat. Ich habe geglaubt, auf den ersten Blick zu wissen, was mich wohl bei diesem Buch erwarten würde, aber das eine ums andere Mal musste ich mich dann eines Besseren belehren lassen.

Zunächst fällt auf, dass es in der Geschichte zwei männliche Protagonisten gibt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich dachte zunächst, ich würde Probleme damit haben, mich in sie hineinzuversetzen, aber ich habe es dann doch gut geschafft, weil ihre Gedanken und Gefühle vom Autor so greifbar beschrieben werden. Dann dachte ich, ich würde mit dem jungen Nairod besser zurechtkommen als mit dem alten Krieger Raigar, aber auch hier war es anders. Raigar war mir von Anfang an sympathischer als Nairod, was wohl an seiner ehrlichen Art und seiner Überzeugung liegt. Er hat genug vom Krieg und will einfach nur ein normales  Leben führen. Nairod hingegen hat höhere Ansprüche und macht sich auf die Suche nach dem Schlüssel zur Unsterblichkeit, wobei er sich Charakterzüge aneignet, mit denen man nicht so einfach umgehen kann. 

Es gibt also zwei Handlungsstränge, die immer abwechselnd erzählt werden und die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben. Jeder für sich war aufregend, abwechslungsreich und spannend, aber durch die schnellen Wechsel manchmal auch etwas "abgehackt", denn an den spannendsten Stellen wurde oft der Ort des Geschehens gewechselt. Natürlich lässt das den Leser einerseits neugierig zurück, andererseits hastet man dann aber durch das nächste Kapitel, nur weil man wissen will, wie es weitergeht. Ich hatte eigentlich keine Probleme, den beiden unterschiedlichen Geschichten zu folgen und habe immer den Überblick behalten. Lange Zeit wird nicht klar, was die beiden Geschichten denn nun eigentlich miteinander zu tun haben. Ich dachte mir, na gut, die beiden Männer werden sich wohl irgendwann über den Weg laufen und dann gemeinsam irgendwohin reisen... Aber auch hier ist nichts so, wie man vielleicht glaubt. 

Die "Auflösung"  war wirklich überraschend gut und so ganz anders als gedacht! Ich habe im ersten Moment meinen Augen nicht getraut, als ich es gelesen habe. Die Idee, wie die beiden Geschichten miteinander in Verbindung stehen, ist einfach toll! Ebenso überraschend war auch das Ende des Buches, dass mir auf eine Art gefallen, mich aber auch etwas traurig gemacht hat, was aber nicht bedeutet, dass ich es schlecht fand. Es hat zu der Geschichte gepasst und das ist für mich die Hauptsache.

Das Land der sterbenden Wolken ist für mich ein High-Fantasy-Roman, der viele tolle Ideen beinhaltet, an einigen Stellen zum Schmunzeln anregt und auch Tiefgang aufweist. Man erlebt hautnah mit, wie sich die beiden Protagonisten aufgrund des Erlebten entwickeln, allerdings nicht immer zum Positiven. Es gibt Menschen, die sind ihnen wohlgesonnen, andere wollen ihr Blut und wieder andere manipulieren, wo es nur geht. Es kommen viele unterschiedliche Charaktere im Buch vor, die einen länger, die anderen nur kurz, dennoch tragen sie alle ihren Teil zur Komplexität und der Lebhaftigkeit der Geschichte bei. Nicht alle sind sympathisch, das ist klar, dennoch konnte man jeden von ihnen ernst nehmen, weil er einfach in diese Welt gepasst hat.

Zwei besondere Charaktere sind Lenia und Elarides. Lenia ist eine Freundin von Nairod, die ihn auf seiner Reise begleitet. Natürlich merkt man als Leser schnell, dass da mehr zwischen den beiden sein könnte, wenn sie es sich nur endlich eingestehen würden. Doch Nairod ist so blind durch seine Suche nach DER Formel, dass er wirklich alles riskiert und sich der Gefahren nicht wirklich bewusst ist, was am Ende zu einer sehr schmerzlichen Erfahrung wird. Romantik spielt im Buch eine Rolle, allerdings auf eine gänzlich andere Art, als es wohl "normal" ist.

Elarides ist ein junger Adliger, der in die Hände Raigars fällt und dazu gezwungen ist, mit ihm zu reisen. Anfangs ist er noch ein Junge, der sich an Heldengeschichten aus Büchern klammert, doch auch er lernt auf seiner Reise mit Raigar viel Neues und wächst zu einem erwachseneren Charakter heran. Einige Kapitel sind aus seiner Sicht geschrieben und seine Art, die Welt zu betrachten, war so ganz anders als die Raigars, wodurch noch einmal frischer Wind in die Erzählweise hineinkommt. 

Diese beiden Duos sind es also, die durch die Welt ziehen, mit jeweils einem anderen Ziel. Es hat mir viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen und es war einfach atemberaubend spannend, die Geschehnisse zu verfolgen und dann am Ende endlich zu verstehen, wie all das zusammenhängt. Das Land der sterbenden Wolken hat mich positiv überrascht, und das nicht nur einmal. 

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, ich bin nicht über komische Formulierungen oder ähnliches gestolpert. Der Autor schaf ft es wirklich gut, Raigars und Nairods Welt zum Leben zu erwecken, sodass man die ganze Zeit auch Bilder vor Augen hat. Manchmal, wenn es etwas gewalttätiger und blutiger wird, ist das vielleicht nicht ganz so gut, aber da muss man eben durch. ;) 

FAZIT                                                                                                                                                        

Das Land der sterbenden Wolken ist ein toller Fantasyroman, nicht nur für junge Leser, sondern auch für Erwachsene und ich denke, auch Frauen sollten es mal mit diesem Buch versuchen, wenn sie nicht gerade auf schnulzige Romantik bestehen. Das Buch ist spannend, hat etwas von einem Abenteuerroman und beinhaltet auf seinen Seiten viele tolle Ideen, die die Welt von Raigar und Nairod wirklich einzigartig macht. Allein der schnelle Kapitelwechsel, den ich manchmal etwas "stückelig" fand und das Ende, das meiner Meinung nach ruhig hätte länger sein dürfen, sorgen für etwas Abzug. Ansonsten kann ich das Buch allen Fans von High-Fantasy empfehlen!