Rezension

Eine wahre Köpenickiade

Der König von Albanien -

Der König von Albanien
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Schelmenroman, der den Hauptmann von Köpenick in den Schatten stellt.

Im Salzburg des Jahres 1913 wird der Schausteller und kongeniale deutsche Hochstapler Otto Witte in die städtische Heilanstalt eingewiesen, weil er sich für den ehemaligen König von Albanien hält. So dann auch der Titel der Neuauflage von Andreas Izquierdos bereits 2007 erschienen Romans, der teilweise auf den Aufzeichnungen des Protagonisten basiert, die allerdings hinsichtlich ihrer historischen Authentizität auch nur wage der damaligen Realität entsprechen.

Nichtsdestotrotz ist der Roman ein wirkliches Lesevergnügen. Eine wahre Köpenickiade, die, wenn sie genauso stattgefunden hat, sicher eines der dreistesten politischen Täuschungsmanöver des 20. Jahrhunderts war.

Eingebettet ist die Geschichte in eine Rahmenhandlung, in der Otto Witte seine abenteuerliche Geschichte dem jungen Psychiater Alois Schilchegger erzählt. Dabei erfährt der geneigte Leser einiges über den Stand der Psychiatrie und die Zustände in einer öffentlichen Heilanstalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die eigentliche Geschichte wie aus dem Schausteller Otto Witte -wenn auch nur für fünf Tage- der König von Albanien wurde beginnt im Oktober 1912 in Konstantinopel. Das Osmanische Reich befindet sich im Zweiten Balkankrieg und droht auseinander zu brechen. Auch der kleine Balkanstaat Albanien hat seine Unabhängigkeit vom Sultan erklärt, droht aber unter seinen mächtigeren Nachbarn Serbien, Griechenland und Montenegro aufgeteilt zu werden und sucht als Ausweg aus dem Dilemma einen König auszurufen, der den Rückhalt der noch im Lande befindlichen türkischen Armee-Korps und somit die Unabhängigkeit Albaniens sichern kann.

Als geeigneter Kandidat erscheint den albanischen Unterhändlern dabei der osmanische Prinz Halim Eddine, ein Neffe des regierenden Sultans, der sich jedoch nicht bereit erklären mag, die Krone anzunehmen. Davon erfährt der politisch uninteressierte Analphabet Otto Witte von seinem türkischen Freund Ismail Arzim, einem wohlhabenden Hauptmann des osmanischen Heeres, und schmiedet mit seinem Freund Max Hofmann einen ehrgeizigen und dreisten Coup. Otto Witte möchte König von Albanien werden.

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Auf Umwegen erreichen die beiden Hasardeure Otto Witte und Max Hofmann Albanien und schaffen es tatsächlich den legendären General Essad Pascha, der ebenfalls Ambitionen auf den Thron zeigt, seine zwei türkische Korps sowie die albanische Oberschicht zu narren und den Schausteller Otto Witte zu König auszurufen.

Fünf Tage geht es drunter und drüber in Albanien. Otto I. von Albanien nimmt Paraden ab, wird vom Adel proklamiert, lässt sich vom Volk bejubeln, gründet einen Harem mit elf Frauen und macht gegen Serbien und Montenegro mobil. Als der Schwindel m fünften Tage auffliegt kann Otto sich und seine Freunde zunächst noch retten, allerdings in der Falle sitzend und umringt von Untertanen, die nur noch eines wollen: seinen Kopf.

Mit dem „König von Albanien“ ist Andreas Izquierdo ein wahrer Schelmenroman geglückt, der gekonnt historische Fakten und Fiktion mischt. Der Autor, der mit Nachkommen Otto Wittes gesprochen und lange für die Geschichte recherchiert hat, kann dabei den humorvollen Ton des Einstiegs über die ganze Länge des Buches hinweg beibehalten.