Rezension

Eine wahre Geschichte und dabei so unglaublich wie ein Märchen

Der König von Albanien -

Der König von Albanien
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 5 Sternen

Im März 1913 wird in die Salzburger Heilanstalt für Gemütskranke Otto Witte eingeliefert, der der sich selbst als König von Albanien bezeichnet. Mit seinen phantasievollen Geschichten zieht er alle in seinen Bann und weckt die Aufmerksamkeit des Arztes Schilchegger . Otto erzählt  dem Arzt seine Lebensgeschichte.

Otto und sein Freund Max leben 1912 in Konstantinopel. Die beiden halten sich mit Varietekunststücken und kleineren Gaunereien über Wasser. Richtige Arbeit lehnen beide strikt ab. Otto ist der führende Kopf, der durch Improvisationstalent und unglaubliches Glück brilliert. Max ist ihm ein treuer Freund und Wegbegleiter. Zu ihren Freunden zählt der osmanische Hauptmann Arzim, der mächtig in Rage ist, weil das das osmanische Reich an allen Fronten seinen Krieg verliert. Er hält seine Vorgesetzte für unfähig und ist der festen Ansicht, den idealen Plan zu haben, um doch noch das Ruder rumzureißen. Diese Idee fällt bei Otto auf fruchtbaren Boden und führt zu Ereignissen, die an mancher Stelle an den Hauptmann von Köpenick erinnern. Kleider machen Leute und wenn der Schein den eigenen Interessen dient, ist jeder nur allzu bereit, es auch zu glauben. So gelingt Otto der Coup seines Lebens, aber weil wir uns in der realen Welt befinden, lebte er nicht glücklich bis ans Ende seiner Tage, sondern muss um sein Leben fürchten.

Im Grunde erzählt der Autor für mich zwei Geschichten, die jede auf ihre Weise unterhält und berührt. Schilchegger beginnt seine Arbeit durch die Bekanntschaft mit Otto mit anderen Augen zu sehen. Waren die Patienten bisher lediglich Fälle, sieht er sie nun als Menschen. Das führt zu gravierenden Änderungen in seiner Arbeitsweise. Dieser Handlungsstrang hat mich sehr berührt. Die Zustände in der Heilanstalt haben mich entsetzt, weil es so völlig unseren heutigen Vorstellen widerspricht. Schilchegger wurde zu meinem Helden.

Die Ereignisse rund um Otto und Max waren zu Beginn pure Unterhaltung. Ich fand deren Lebensweise nicht lobenswert. Auf jeden Fall war ich von seinem Einfallsreichtum fasziniert. Auch seine Fähigkeit Dinge, die stören, auszublenden, war beindruckend. Die Stimmung kippt für mich mit ihrer Ankunft in Albanien. War es vorher ein Spiel, das amüsiert, wird nun bitterer Ernst daraus. In meinen Augen hat Otto hier den Bezug zur Realität verloren und die Gefahr nicht richtig eingeschätzt. Ein Scheitern hat er nicht in Betracht gezogen. In letzter Sekunde gelingt ihm die Flucht.

Der Roman liest sich kurzweilig und ist dabei spannend. Was ich bei der Lektüre oft vergessen habe, dass die Handlung auf Tatsachen beruht , denn sie ist einfach märchenhaft.