Rezension

Eine zauberhafte, wunderschöne Vogelwelt, die sich in ihrem eigenen Nest verheddert...

Vogelherz - Catherine Catmull

Vogelherz
von Catherine Catmull

*Worum geht's?*
Als Summer und Bird eines Morgens aufwachen, ist plötzlich alles anders: Ihre Eltern sind spurlos verschwunden. Ein Bilderbrief ihrer Mutter führt die beiden Schwestern durch ein magisches Tor in eine fantastische Welt, die den Vögeln gehört. Bird, die schon immer eine ganz besondere Beziehung zu den Vögeln gehabt hat, fühlt sich in dieser Welt heimisch, während Summer verzweifelt versucht, einen Hinweis auf den Verbleib ihrer Eltern zu finden. Doch je tiefer die Schwestern in die Vogelwelt eindringen, desto stärker werden sie entzweit. Sie geraten in das machthungrige Spiel der gefährlichen Puppenspielerin, die um jeden Preis das magische Schwanengewand finden will, um zur Königin der Vögel zu werden. Jenes Gewand, das sich die Mutter der Schwestern an jenem schicksalhaften Morgen angezogen hat, um als Schwan in die Welt der Vögel zurückzukehren…

*Meine Meinung:*
Alles an „Vogelherz“ schreit nach einem modernen Märchen: das zauberhafte Cover, der faszinierende Klappentext, die magische Welt. Katherine Catmull hat es tatsächlich geschafft, dass ich mich noch vor der ersten Seite in ihr Buch verliebt habe. Schlichtweg alles an „Vogelherz“ klang so vielversprechend, so auf mich zugeschnitten, dass ich sofort mit dem Lesen beginnen musste, als ich das Buch in meine Hände bekam. Und tatsächlich schien es so, als würde „Vogelherz“ genau meinen Geschmack treffen, mein Herz so zum Rasen bringen können wie das eines kleinen Vogels.

Schon auf der ersten Seite besticht Katherine Catmull mit ihrem außergewöhnlichen Schreibstil. Die Autorin ist eine Wortkünstlerin, die ihre Geschichte einfach nicht schreibt, sondern mit ihren Worten malt. Sie schreibt sehr poetisch, sehr sanft, und erschafft damit eine ruhige und anmutige Atmosphäre, die stark an Märchen erinnert. Catmull zeichnet ihren Lesern wunderschöne Gemälde vor das innere Auge, illustriert ihre stimmungsvolle Geschichte damit auf ganz besondere Weise selbst.

Auch die Handlung konnte mich zu Beginn sehr in ihren Bann ziehen. Catmulls Idee, die Welt in ein „Oben“ und „Unten“, eine Menschen- und eine Vogelwelt zu teilen, hat mich absolut fasziniert. Ich habe mich in die Welt der Vögel verliebt, war von ihrer besonderen Magie und ihren Bewohnern fasziniert. Ebenso sehr haben mich die Vogelkönigin, die sich ohne ihr Schwanengewand in eine Frau verwandelt, ihre egozentrische Gegenspielerin, die Puppenmacherin, und die beiden jungen Protagonistinnen, die unterschiedlichen Schwestern Summer und Bird, bezaubert. „Vogelherz“ hat mir anfangs wirklich gut gefallen – leider liegt die Betonung hier jedoch auf „anfangs“.

Nach dem vielversprechenden Start gerät die Geschichte schnell in einen gewissen Trott. Die Handlung kommt nur mühselig voran, sodass kein Lesefluss aufkommen mag, der einen an die Seiten fesseln würde. Die Autorin fokussiert sich zu sehr auf die märchenhafte, behutsame Atmosphäre, scheint vor lauter Magie und Zauber den roten Faden ihrer eigenen Geschichte zu verlieren. Obwohl ich mich sonst sehr gerne von ruhigen Romanen faszinieren lasse, deren Welten sich in ihren eigenen Tagträumen verlieren, fiel es selbst mir in „Vogelherz“ sehr schwer, mich zum Weiterlesen zu animieren.

Durch die langatmigen und zu verworrenen Ereignisse verlor ich zunehmend den Bezug zu den einzelnen Charakteren. Summer und Bird vollziehen wirklich eine interessante Entwicklung in „Vogelherz“, doch mit der voranschreitenden Handlung fiel es mir schwerer und schwerer, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Zu meiner eigenen Enttäuschung erreichte ich in „Vogelherz“ irgendwann einen Punkt, an dem ich sogar den Bezug zu Catmulls wunderschöner Vogelwelt verlor. Obwohl ich las, nahm ich die Geschichte nicht wirklich wahr. Vielmehr krochen Charaktere und Handlung an mir vorbei, berührten mich nur nebensächlich. Ich musste mich stellenweise sogar zum Weiterlesen zwingen – und das, obwohl sich mein Herz zu Beginn absolut für das „Vogelherz“ schlug.

Im letzten Drittel wird „Vogelherz“ wieder erheblich besser. Die langatmigen Kapitel lichten sich, die verworrenen Handlungsstränge, die einen mehr frustriert als neugierig gemacht haben, klären sich, und es kommt sogar etwas Spannung in die Geschichte. Je näher die letzte Seite rückte, desto besser und mitreißender wurde der Roman. Leider gelang es Katherine Catmull nicht, meine anfängliche Begeisterung für „Vogelherz“ mit ihrem Abschluss erneut entfachen. Die Geschichte von Summer und Bird hat mir während der letzten Kapitel zwar wieder gut gefallen und auch das Ende mochte ich sehr gerne, aber ich kann nicht leugnen, dass ich schlussendlich ein wenig froh darüber war, „Vogelherz“ zuschlagen zu können.

*Fazit:*
„Vogelherz“ von Katherine Catmull schien für mich eines dieser Bücher zu sein, bei denen man das Gefühl hat, dass sie exakt auf den eigenen Lesegeschmack zugeschnitten sind. Dass sie quasi nur für das eigene Herz geschrieben wurde. Ich habe mich absolut in diesen Roman, seine einzigartige Welt, seine märchenhafte Atmosphäre und seine außergewöhnlichen Charaktere verliebt. „Vogelherz“ hätte nach diesem traumhaften, wenn auch sehr ruhigen Start wirklich das Zeug zu einem Herzensbuch gehabt. Leider verstrickt sich die Handlung in ihrem Verlauf in langatmigen Kapiteln und verworrenen Ereignissen, die einen mehr frustriert als neugierig zurücklassen. Dadurch verlor ich zu meiner eigenen Enttäuschung mehr und mehr den Bezug zu der Geschichte: erst zur Handlung, dann zu den Charakteren, schlussendlich sogar zu wunderschönen Vogelwelt. Im letzten Drittel erholt sich „Vogelherz“ zwar erheblich, aber meine anfängliche Begeisterung konnte Katherine Catmull leider nicht erneut entfachen. Obwohl mir Anfang und Ende insgesamt gut gefallen haben, hat mich der Mittelteil doch viel zu sehr enttäuscht. Deshalb vergebe ich für „Vogelherz“ von Katherine Catmull leider nur 2 Lurche.