Rezension

Einfach magisch!

Die Entdeckung des Hugo Cabret - Brian Selznick

Die Entdeckung des Hugo Cabret
von Brian Selznick

Inhalt:
Die Geschichte des kleinen Hugo Cabret spielt im Jahre 1931 in Paris. Er entstammt einer alten Linie von Uhrmachern und auch sein Vater geht diesem Handwerk voller Leidenschaft nach. Er führt einen Uhrenladen und arbeitet nebenbei in einem Museum. Dort entdeckt er eines Tages auf dem Dachboden einen „mechanischen Mann“, den er als „Automaten“, so wie ihn die Zauberer benutzen, identifiziert.
Auch Hugo beweist bereits im Alter von 6 Jahren großes Interesse und ein unglaubliches Talent im Umgang mit der Mechanik und so wird der „mechanische Mann“ zum gemeinsamen Geheimnis zwischen Vater und Sohn. Doch eines Tages kehrt der Vater nicht mehr zu Hugo zurück, da er bei einem Brand im Museum tragischerweise ums Leben gekommen ist. Hugos Onkel Claude taucht stattdessen bei ihm auf und nimmt ihn in seine Obhut. Gemeinsam leben sie in den Gemäuern des Pariser Bahnhofs und Claude lehr Hugo das Warten der Bahnhofsuhren. Jedoch kehrt auch er bald nicht mehr zu Hugo zurück und bleibt spurlos verschwunden. Dadurch ist er nun vollkommen auf sich allein gestellt. Doch da ist ja noch der „mechanische Mann“, den er in den Trümmern des Museums findet und mit zu sich in die Gemäuer bringt…

Fazit:
„Die Entdeckung des Hugo Cabret“ ist das großartige Debut von Brian Selznick als Illustrator und Autor. Darin wird die Geschichte des 12-jährigen Hugo Cabret erzählt, der nach dem Verlust des geliebten Vaters und letzten Endes auch des Onkels versucht, alleine in der Welt zurecht zu kommen und seine Träume zu verwirklichen.
Er lebt mutterseelenallein in den Gemäuern des Pariser Hauptbahnhofes und ist auf das Stehlen angewiesen, um sich ernähren zu können. Damit das Verschwinden seines Onkels nicht auffällt, übernimmt er für ihn die Wartung der Bahnhofsuhren und erhält weiterhin die Gehaltschecks, mit denen er jedoch nichts anfangen kann, da er nicht weiß, wie man sie einlöst. Seine größte Angst besteht darin, dass der Bahnhofsaufseher ihn eines Tages entdeckt und wohlmöglich einsperrt oder in ein Waisenhaus bringt. Das einzige, was Hugos Lebenswillen wirklich aufrecht erhält ist das Vermächtnis seines Vaters, welches er aus den ausgebrannten Trümmern des Museums gerettet hat: der „mechanische Mann“. Hugo ist davon überzeugt, dass er ihn mit Hilfe des Notizbuches seines Vaters wieder reparieren kann und sich eine versteckte Nachricht von ihm zeigen wird.
Noch zu Lebzeiten war sein Vater der festen Überzeugung, dass dieser „Automat“ von einem Zauberer gebaut wurde. Von diesem Augenblick an war für Hugo klar: auch er möchte ein Zauberer werden.
Bei der Beschaffung der Ersatzteile kommt der Spielzeughändler Georges Méliès ins Spiel. Er stellt neben Hugo in diesem Roman die wohl wichtigste Figur dar, denn auch er hütet ein Geheimnis. Sein Patenkind Isabelle, welches er und seine Frau nach dem Tod ihrer Eltern aufziehen, freundet sich sehr schnell mit Hugo an und hilft ihm dabei, die Geheimnisse rund um den „mechanischen Mann“ auf die Spur zu kommen.

„Wenn du dir Fotos anschaust, kannst du dir deine eigene Geschichte ausdenken.“ (Isabelle, Seite 203)

„Die Entdeckung des Hugo Cabret“ ist etwas ganz besonderes. Der Roman beinhaltet sehr viele Kohle-Illustrationen, die der Autor Brian Selznick selbst angefertigt hat. Immer wieder überbrücken sie die Geschichte rund um Hugo und seine Abenteuer zwischen den Textpassagen und führen die Geschichte dadurch weiter – und das ganz ohne Text.
Vorallem bei Hugos Flucht durch die Bahnhofshalle kommt diese illustrierte Untermalung großartig zur Geltung. Mir hat dies ein ganz besonderes und einzigartiges Lesevergnügen bereitet.
Die Geschichte rund um die Technik, die in „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ erzählt wird, war mir persönlich völlig unbekannt und hat einen tollen Einblick in den Stand der Wissenschaft im Jahre 1931 gewährt. Neben den tollen Illustrationen werden zusätzlich Bilder aus alten Filmen oder z.B. ein Foto von einem Zugunglück, welches sich tatsächlich ereignet hat, gezeigt. Außerdem ist einer der Charaktere gar nicht so fiktiv, wie man vielleicht gedacht hat. Neben der Technik – wie z.B. dem „mechanischen Mann“ spielen auch die ersten Filme und deren Macher eine große Rolle, sodass dieses scheinbare Kinderbuch sogar ein wenig zur Allgemeinbildung beiträgt.
Die Erfinder der damaligen Zeit werden in diesem Roman als „Zauberer“ bezeichnet, was der gesamten Geschichte auf die eine oder andere Art etwas Magisches verleiht.
„Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick ist ein wunderbar gestaltetes und liebevoll beschriebenes Kinderbuch empfohlen ab 10 Jahren, welches ich unbedingt jedem ans Herz legen möchte. Von den über 500 Seiten sollte man sich nicht abschrecken lassen, da eine Menge Illustrationen die Seiten ausfüllen und es sich sehr flüssig in kürzester Zeit lesen lässt.
Einfach magisch!