Rezension

Einfach schlecht

Hinterhaus - Lioba Werrelmann

Hinterhaus
von Lioba Werrelmann

Bewertet mit 1 Sternen

Als Carolin von ihrem Joga-Kurs nach Hause kommt, traut sie ihren Augen nicht. Die Wohnung ist leer und ihr Hab und Gut in sieben Umzugskisten gepackt. Jens, ihr jahrelanger Freund ist still und heimlich innerhalb kürzester Zeit aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Und nicht nur das, er hat sie sogar vor Monaten schon gekündigt.

 

Als sie völlig in Tränen aufgelöst mit ihren sieben Kisten  im Hinterhof sitzt, wird sie von Mandy aufgenommen. Mandy hat eine Wohnung im Hinterhaus. Ein Haus, wo normal keiner wohnen will. Es ist feucht, kalt und wahnsinnig ungemütlich. Vor allem für eine hippe Frau die in einer großen tollen Wohnung gelebt hat.

 

Carolin ist nicht nur von diesem Loch erschlagen, sie kann es einfach nicht verstehen, warum Jens sie verlassen hat. Sie steckt so in Selbstmitleid, das sie glaubt, sie müsse den Verstand verlieren, als ihr im Duschkabuff eine Leiche vor die Füße fällt.

 

Und dann fängt alles erst richtig an.

 

„Hinterhaus“ ist ein Krimi aus der Feder der Autorin Lioba Werrelmann.

 

Das Cover wirkt richtig schön düster und verspricht einen spannenden Krimi. Die Inhaltsangabe gibt ihr weiteres dazu. Also genau mein Ding.

 

Leider war ich vom Inhalt her eher schwer genervt, anstatt schwer angespannt. Carolin die typische Figur einer hirnloses Triene, die alles in den Po geschoben bekommt. Sie ist so egoistisch, dass ihr eigentlich alle anderen völlig egal sind. Dazu ist sie im gesamten Buch ständig am Kotzen und natürlich Heulen.

 

Im Gegenzug macht sie andere permanent schlecht. Am schlimmsten noch ist ihr armer Rechercheur dran. Dick und hässlich, und weiß alles im Gegensatz zu ihr. Wobei ich mich jetzt noch einmal fragen muss, was denn diese Liebesgeschichte von Adrian mit der Dame in dem Buch zu suchen hatte. Am Ende hatte sie doch so gar keinen Bezug zum Rest des Krimis.

 

Naja, um bei Caro mal auf den Punkt zu kommen, was ich meine. Sie kann bei ihrer Freundin nicht auf die Toilette gehen, weil da überall Spiegel hängen. Könnte man, wenn man sich am eigenen Bild so dermaßen stört, auch einfach die Augen zu machen. Nein, sie geht dann doch lieber in Mandys Garten und kackt dort hinterm Busch in die Beete. Das Toilettenpapier sammelt sie dann auch schön in einer Tüte unter der weißen Sitzbank. Lecker. Um dann aber wieder fast zu kotzen, als sie sieht, wie ein alter Mann sich Zeitschriften aus dem Müllcontainer klaubt.

 

Carolin ist einfach eine durch und durch ekelhafte Frau. Auch wie ihre Rache an Jens aussieht, finde ich unter der Gürtellinie.

 

Sie ist mit ihrer Situation völlig unglücklich. Ja, ist verständlich, aber warum kommt sie nicht auf die Idee, sich einfach eine Wohnung zu suchen. Das verstand ich nicht. Sie scheint mir nicht mittellos, aber ganz schön hirnlos. Auch klar, dass man in solch einer Situation die Welt nicht mehr versteht. Aber eigentlich zerfließt sie nur in Selbstmitleid.

 

Auch andere Punkte fand ich sehr seltsam. Pädophilie, aber keiner ruft die Polizei. Naja, Polizei. In Berlin scheint selbst die Polizei lange Finger zu haben. Kann vielleicht sein, ich fand es aber mehr als unpassend. Und mehr Polizei gab es auch irgendwie nicht. Keine Ermittlungen, nichts. Was mich an dem Buch einfach den Teil „Krimi“ vermissen lässt. Nur weil eine Leiche auftaucht, ist es doch noch lange kein Krimi. Und dreimal schon kein spannender Krimi, wie unter der Inhaltsangabe zu lesen ist.

 

Was mir an dem Buch gefallen hat, war der Hintergrund wie das Zusammenleben in diesen Komplexen so zugeht. Ich kann ganz gut nachvollziehen, dass es Häuser gibt, wo nur Leute leben, die schwere Probleme haben. Die düstere Atmosphäre hat mir ziemlich gut gefallen.

 

Im Allgemeinen konnte ich aber mit dem Roman leider nichts anfangen. Nicht eine sympathische Person, Situationen die an den Haaren herbei gezogen wurden, viel zu viel Gekotze, Geheule und durchs Bett geschrubbe. Dazu noch einige Beschreibungen und Ausführungen, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. Und am Ende eine Auflösung, die mich echt mit den Augen rollen lies. Leider erhält das Buch von mir nur einen Stern, auch wenn mir die Atmosphäre vom Hinterhaus ganz gut gefallen hat. Im Ganzen fand ich das Buch eher langweilig, zäh und unpassend zusammengeklaubt.