Rezension

Einfallsreich und durchdacht

Das letzte Vermächtnis -

Das letzte Vermächtnis
von Ernst Jakob

Bewertet mit 4 Sternen

Prall gefüllt mit Fakten und fiktiven Escape Room-Momenten, einer nicht zu bremsenden Heldin und brisanten Situationen.

Jill Carter lebt für ihren Job. Als Archäologin gibt sie alles, daher sind Abenteuer bei ihr an der Tagesordnung. Aktuell sucht sie nach der sagenumwobenen Bibliothek von Alexandria, wobei sich dieses Vorhaben viel schwieriger erweist, als erwartet. Der Weg dorthin muss nämlich erst einmal gefunden, Fallen entdeckt und Rätsel gelöst werden. Kurzerhand schart Jill ein Team von klugen Ratgebern um sich, währenddessen die Suche nach den Artefakten plötzlich außerordentlich gefährlich wird, da kaltblütige Grabräubern ihnen auf dem Fuß folgen.

Als Fan der Indiana-Jones-Verfilmungen fiel mir dieses Buch sofort ins Auge, da mich das Cover unweigerlich an die Filmplakate der Abenteuerreihe erinnerte. Der Klappentext bestätigte daraufhin meinen Verdacht und sofort war klar, dass ich diesen Roman einfach lesen musste.

Gleich zu Beginn staunte ich nicht schlecht, wie gut der Autor erzählen konnte! Die Atmosphäre war sofort präsent, und ich bekam schnell einen sicheren Eindruck bezüglich der Figuren. Es machte Spaß, die immer umfangreicher werdende Jagd nach den begehrten Artefakten mitzuerleben, und verblüfft die unerwarteten Überraschungen und Intrigen nachzuempfinden. Ständiger Begleiter zwischen den Zeilen war das breite, detailreiche Wissen des Autors im Hinblick auf die verschiedenen Kulturen und deren altertümliche Techniken, Codes sowie den Zitaten wichtiger Lehrmeister, was zweifellos einen unwahrscheinlich großen Rechercheaufwand mit sich brachte. Doch so spannend diese Informationen auch waren, so gab es einen Punkt, ab dem mir das alles etwas zu viel wurde und meine Konzentration phasenweise darunter litt. Die überaus vielen Einzelheiten bremsten meines Erachtens das Tempo aus, und ich hatte das Gefühl, ich müsste die Charaktere im Ablauf anschieben, denn im Hintergrund lief stets der Zeitdruck mit, dem die Handlung unterworfen war.

Die Figuren schienen mir passend zusammengestellt und die meisten von ihnen kamen auch glaubhaft bei mir an. Sogar der grausame Grabräuber hatte das gewisse Etwas. Womit ich allerdings überhaupt nicht zurecht kam, war die hochstilisierte Protagonistin Jill Carter, die alles konnte, alles wusste und sogar die stärksten Männer zu Boden warf. Diese „Perfektion“ war einfach drüber, verzerrte ein wenig das Gesamtbild und machte sie in meinen Augen unsympathisch, wobei mir ihre Sprüche in erzwungen lässigen Dialogen zusätzlich auf den Geist gingen. Grundsätzlich fanden sich im Laufe der Story immer wieder Szenen, in denen ich das Gefühl hatte, hier wären Witze verarbeitet worden, die eine Abgeklärtheit unterstützen sollten, was auf mich jedoch eher reißerisch und klischeehaft wirkte.

Doch die Idee, die Jagd nach den Artefakten, inklusive der Wege und Stationen, wirkte allgemein überaus einfallsreich und durchdacht. Ich konnte mir jeden Ort, jedes Rätsel und jede Falle mit Leichtigkeit vorstellen, wobei jedes Ratespiel trotzdem Abwechslung bot. Großartig!

„Das letzte Vermächtnis“ hat mich gut unterhalten. Prall gefüllt mit Fakten und fiktiven Escape Room-Momenten, ausgestattet mit einer nicht zu bremsenden Heldin und brisanten Situationen, kann der Roman durchaus mit bekannten Abenteuern aus Film und Fernsehen mithalten. Viel Spaß beim Lesen!