Rezension

Einfühlsam erzählte Familiengeschichte über drei Generationen

Vaterländer -

Vaterländer
von Sabin Tambrea

Bewertet mit 5 Sternen

Sabin Tambrea erzählt seine Geschichte, die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie. Er selbst hat das 10 Stunden und 28 Minuten dauernde, ungekürzte Hörbuch eingesprochen, das mich trotz des in weiten Teilen beklemmenden Inhalts doch sehr angesprochen hat. Zum einen war es sein Erzählstil, der – so könnte ich mir vorstellen – auch gut lesbar ist und zum anderen ist es seine angenehme Erzählstimme, die „Vaterländer“ zu einem ganz besonderen Hörerlebnis macht. Dabei lässt er auch seinen Vater und seinen Großvater zu Wort kommen, der das Ceauceșcu-Regime hautnah erleben und erleiden musste. Hierbei hat er sich an die Memoiren seines Großvaters über die Zeit seiner Inhaftierung durch die Securitate zwischen 1949 und 1951 gehalten.

Bela Tambrea, sein Vater, kehrt nach einer Konzertreise nicht mehr zurück nach Rumänien. Er kann dann endlich, nach zwei langen, einsamen Jahren, seine Frau und die Kinder nach Deutschland holen. Sabin ist noch klein, als er staunend das schier überquellende Warenangebot hier sieht, wir befinden uns gegen Ende der 1980er Jahre, es war kurz vor dem Zusammenbruch des Ceauceșcu-Regimes. Seine Eltern sind etablierte Orchestermusiker, auch Sabins Schwester ist im Gegensatz zu ihm sehr talentiert, für ihn dagegen ist sein Spiel auf der Geige eher ein Muss.

Die Erzählung ist in drei Teile gegliedert, wobei der zweite Teil einen tiefen Einblick in die Machenschaften der Securitate, der rumänischen Geheimpolizei, gewährt. Einmal in deren Fängen, war ein Entkommen schier unmöglich. Diese so intensiv geschilderte Zeit macht nur allzu deutlich, dass keiner vor diesem Unrechtsstaat sicher war. Man musste nur jemandem zufällig begegnet sein, vielleicht auch mit ihm gesprochen haben und dabei beobachtet worden sein, so wurde man schlechtestenfalls inhaftiert und gefoltert und nicht genug damit, auch mussten die einzelnen Familienmitglieder darunter leiden. Diese schreckliche Ära veranschaulicht der Autor anhand vieler Begebenheiten. Es ist ein hochinteressantes Zeugnis einer dunklen, einer gefährlichen Zeit.

Sabin Tambrea zeichnet daneben den unbedingten Zusammenhalt der Familienmitglieder untereinander nach. Es ist ein sehr persönlicher Blick zurück hin in eine von Gewalt und Unterdrückung geprägten kommunistischen Ära hin zu Vaters Verbleib im Westen und zu den späteren Verwandtschaftsbesuchen nach Rumänien. Es ist eine eindringlich erzählte Geschichte, die mir vor allem die dunklen Zeiten des Ceauceșcu-Regimes nochmal allzu deutlich vor Augen geführt hat, die nicht vergessen werden darf.