Rezension

Eisig, traurig, anrührend

Die Unschuldigen - Michael Crummey

Die Unschuldigen
von Michael Crummey

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist trist und traurig, trotzdem liest es sich wie im Flug und fesselt sehr.

Everet ist erst elf Jahre alt, als auch sein Vater stirbt und er mit seiner kleinen Schwester allein zurück bleibt, mitten in den kanadischen Schären. Von dem Tag an hat er weißes Haar. Tapfer versuchen die beiden Kinder, den Fischhandel der Eltern weiterzuführen, die zwei Mal im Jahr die Gelegenheit hatten, ihren Fang zu verkaufen. Zwei Mal im Jahr legt die Hope in ihrer abgelegenen Bucht an, nimmt ihren Fisch auf und lässt lebenswichtige Waren dort. Anders kennen es die Kinder nicht.

Trotzdem sind sie Kinder. Alles was sie wissen, haben sie von den Eltern gelernt.

Wie lebt man weiter in der Einöde, mit dem Kenntnisstand von Elfjärigen, wie wird man älter, was lernt man und wie überlebt man in einer eisigen, lebensfeindlichen Welt.

Grausig und eindringlich werden hier die Gefühle und Gedanken der beiden Geschwister geschildert, die aus einer Mischung von Unwissenheit, Hörensagen und eigenen Beobachtungen ihr Weltbild zusammenbasteln, während sie tapfer um ihr Überleben kämpfen. Im Verlauf der Jahre steigert sich das sogar zu einem veritablen Psychodrama, das trotz gelegentlicher Längen mitreißt. Die Situation ist tragisch und in ihrer grausamen Konsequenz nachvollziehbar, spannend.

Ein ungewöhnliches Buch, eisig, traurig, anrührend.