Rezension

Emotional und eindringlich!

Herzblut: Wo die Liebe tötet - Jennifer Shaw Wolf

Herzblut: Wo die Liebe tötet
von Jennifer Shaw Wolf

*Worum geht's?*
Allies Freund Trip ist tot. Er ist bei dem Autounfall ums Leben gekommen, an den sie all ihre Narben täglich erinnern. Doch was an jenem verhängnisvollen Abend tatsächlich geschehen ist, weiß Allie nicht. Sie hat ihr Gedächtnis verloren – und möchte es auch gar nicht wieder. Als die Polizei sie plötzlich verdächtigt, bleibt Allie allerdings keine Wahl. Sie muss sich der Wahrheit stellen: War es wirklich ein Unfall?

*Meine Meinung:*
Mit „Wo die Liebe tötet“ legt Jennifer Shaw Wolf ihren Debütroman, einen Jugend-Thriller, vor, der sicherlich nicht nur Leser der Zielgruppe zu begeistern vermag. Die Autorin erzählt die Geschichte von Allie, die einen schweren Autounfall überlebt hat – im Gegensatz zu ihrem Freund Trip. Plötzlich wird sie von der Polizei verdächtigt, doch Allie kann sich an nichts erinnern. War Trips Tod wirklich ein Unfall? Es ist ein Buch über Verlust und Ängste, über die grausame Wahrheit, aber auch über den Mut zum Neuanfang. „Wo die Liebe tötet“ ist ein großartiger Thriller, der einen emotional auf so vielen unterschiedlichen Ebenen gefangen nimmt.

Jennifer Shaw Wolf schafft es bereits nach wenigen Seiten ein hohes Spannungslevel zu erzeugen, das einen augenblicklich an den Roman fesselt. Instinktiv spürt man durch die geladene Atmosphäre, dass hinter Trips Autounfall und Allies Gedächtnisverlust viel mehr steckt als man zunächst glauben mag. Gepackt von Neugier, Spannung und grausiger Faszination, die gute Thriller in ihren Lesern auslösen, lässt „Wo die Liebe tötet“ nicht mehr los, ehe man nicht das letzte Geheimnis gelüftet hat.

Protagonistin Allie ist eine tolle Figur, die einem schnell sympathisch wird. Sie musste bereits viele schlimme Dinge erleben, die sie in ihrer Persönlichkeit geprägt haben. Von dem Mädchen, das sie einst war, ist spätestens seit Trips Tod nichts mehr übrig. Nun ist sie vorsichtig, zurückhaltend, verschlossen. Nicht jedoch für die Leser, die sie auf der Suche nach ihrem Gedächtnis und der Wahrheit begleiten. Allie ist eine Person, mit der man von Anfang an mitfühlt und der man im Laufe ihrer Geschichte gar nicht von der Seite weichen will. Man leidet mit ihr, sympathisiert mit ihr, obwohl sie mit den Seiten erst langsam auftaut.

In „Wo die Liebe tötet“ gibt es keine glatten Charaktere, die nur oberflächlich gestaltet wurden. Jennifer Shaw Wolf hat für ihren Roman eine ganze Schar großartiger Figuren entworfen, die allesamt mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Ecken und Kanten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob dieser nun positiv oder negativ ausfällt, liegt ganz an den Geheimnissen der jeweiligen Person – und davon haben sie genug! Ihre Facetten und ihre nicht immer ehrlichen Persönlichkeiten machen jeden von ihnen zu einem individuellen Charakter. Besonders Andrew, Allies körperlich behinderter Zwillingsbruder, und Blake konnten mich begeistern.

Die Autorin spricht einige Themen an, vor denen die Gesellschaft gerne die Augen verschließt. Auch in dem kleinen Örtchen Pacific Hills ist das nicht anders. Hier kennt jeder jeden und es wird getuschelt und getratscht, was das Zeug hält. Welche Auswirkungen und Konsequenzen das für die Opfer hat, stellt Jennifer Shaw Wolf in ihrem Debüt erschreckend realistisch dar. Sie regt mit ihrer Kritik zum Nachdenken an und zeigt durch die intensive Auseinandersetzung sogar Hilfestellungen auf. Wolf macht mit Allies Geschichte Mut – zur Hilfe und Selbsthilfe.

Jennifer Shaw Wolfs Schreibstil ist gut, aber auf den ersten Blick nicht herausragend. Sie schreibt toll, flüssig und rasant, fällt jedoch kaum mit Satzschätzen auf, die man sich mit einem Post-It markieren möchte. Das braucht die Autorin allerdings auch nicht, denn ihre leicht verständliche und prägnante Sprache passt perfekt zu der Geschichte und ihrer Atmosphäre. „Wo die Liebe tötet“ liest sich dank der gelungenen Kombination aus spannender Handlung und mitreißendem Schreibstil schnell aus der Hand und hat den Titel „Pageturner“ damit wahrlich verdient.

*Cover:*
Schlicht, aber durch die extremen Farben sehr eindringlich und stark. Ich mag dieses Cover sehr gerne und finde es toll, dass der Stil der "Herzblut"-Reihe erkennbar ist.

*Fazit:*
„Wo die Liebe tötet“ von Jennifer Shaw Wolf ist ein großartiges Roman-Debüt, das ich gar nicht aus den Händen legen wollte. Die Geschichte von Allie, die nach ihrem verlorenen Gedächtnis und der brutalen Wahrheit sucht, hat mich in jeglicher Hinsicht begeistert. Schon lange habe ich keinen Jugend-Thriller mehr gelesen, der mich emotional so sehr mitgerissen, mich so sehr hat mitleiden lassen. Dieses Buch ist ein absoluter Pageturner, den ich auch über die Zielgruppe hinaus weiterempfehlen möchte. Denn „Wo die Liebe tötet“ ist eine eindringliche Geschichte über ein Thema, vor dem die Gesellschaft viel zu stark die Augen verschließt. Ich vergebe 5 Lurche.