Rezension

Enttäuschung Teufelsberg

Teufelsberg -

Teufelsberg
von Lutz Wilhelm Kellerhoff

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zuviel Drumherum geht auf Kosten der Story

Lutz Wilhelm Kellerhoffs (Pseudonym des Autoren-Trios Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff) zweiter Kriminalroman mit dem sympathischen Protagonisten, dem bei der Berliner Polizei tätigen fiktiven Wolf Heller, "Teufelsberg", weist leider die Schwächen ihres Debutromans "Die Tote im Wannsee" erneut auf.

Auch in dieser um den bewusst gewählten Jahrestag der Novemberpogrome 1938, dem 9. November 1969, als ein mitten im sogenannten "Kalten Krieg" geplanter Anschlag der "Tupamaros" gegen die West-Berliner jüdische Synagoge zum Glück erfolglos blieb, herum angesiedelten Geschichte sind Zeit- und Lokalkolorit durch Aufzählung teilweise im Glossar näher erläuterter Berliner Touristenattraktionen und Prominenter gut vertreten.

Aber auch hier geht das bedauerlicherweise erheblich auf Kosten der Spannung der eigentlichen Story. Natürlich darf bzw. soll ein Protagonist menschliche Züge und sogar Schwächen haben, denn letztendlich trägt das zu seiner Glaubwürdigkeit bei.

Natürlich vermittelt man mit damals und vielen Menschen auch heute noch bekannten Namen wie Klaus Schütz, Willy Brandt, Konrad Adenauer, John F. und Edward Kennedy, Sigrid Kressmann-Zschach, Rainer Langhans, Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Otto Schily, Hans-Christian Ströbele, Andreas Baader und Gudrun Ensslin... Zeitkolorit, mit Erwähnung von Funkturm, Europa Center, Kreisel, Café Keese, Kranzler und Möhring, Nollendorf, Stuttgarter und Theodor Heuss-Platz, Bahnhof Zoo und Wannsee, den Flughäfen Tegel und Tempelhof... Lokalkolorit, aber die eigentliche Story wird immer wieder unterbrochen und büßt stark an Reiz ein.

Ganz abgesehen davon stolperte ich auch über Kleinigkeiten wie "ausgefranzt" (hat nichts mit Brötchen oder gar mit Sissis Franz zu tun, sondern es kommt von (Teppich-)FranSen!) oder (Juden)Knax (Knacks kommt von Knicken oder Knack(s)en). Schade! Positive Erwähnung verdient mE allerdings das ansprechende und passende Cover (auf dem Teufelsberg spielte die Show-down-Szene und läutete den in diesem Falle erleichternden Abschluss des erzählten Geschehens ein)!