Rezension

Erfrischend anders!

Das geheime Leben der Violet Grant - Beatriz Williams

Das geheime Leben der Violet Grant
von Beatriz Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Einge fesselnde Geschichte voller Überraschungen

New York 1964: Die quirlige Vivian Schuyler ist reich und hübsch und könnte sich durchaus darauf beschränken, sich einen standesgemäßen Mann zu angeln, doch sie will frei sein und hat daher gerade das Undenkbare getan: Sie hat dem glamourösen Upper-Class-Leben ihrer Familie den Rücken gekehrt und statt dessen eine Stelle beim Metropolitan Magazine angetreten, um Karriere als Journalistin zu machen. Und zu allem Überfluss - und sehr zum Missfallen ihrer vermögenden Elten - ist sie in eine schäbige Mietwohnung gezogen, die sie sich mit einer Freundin teilt.

Als sie eine Abholkarte für ein Paket in ihrem Briefkasten vorfindet, flitzt sie neugierig zur Post, wo sie mit dem sympathischen Arzt Paul zusammenstößt - und ist wie vom Blitz getroffen!

Und das, was sie am Schalter ausgehändigt bekommt, ist mitnichten ein Päckchen, sondern ein riesiges Paket. Wie praktisch, dass Dr. Paul ihr seine Hilfe anbietet - Vivian verspürt nämlich nicht den geringsten Drang, das sperrige Paket selbst in ihre Wohnung zu schleppen.

Der Inhalt entpuppt sich als uralter Koffer, der wohl einer gewissen Violet Schuyler gehört hat. Ein Koffer voller Geheimnisse, denn Violet Schuyler ist offenbar Vivians verschollene und skandalumwitterte Großtante, die bisher von der Familie totgeschwiegen wurde, weil sie angeblich ihren Ehemann ermordet haben soll. Vivians Familie mauert und erst ganz allmählich bringt die junge Frau etwas Licht ins Dunkel und findet heraus, dass Violet 1914 als Wissenschaftlerin in Berlin gearbeitet hatte und nach der Ermordung ihres Ehemanns spurlos verschwand.

Vivians journalistischer Spürsinn ist geweckt. Wenn DAS keine Story ist, mit der sie ihrer Karriere auf die Sprünge helfen kann! Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, um herauszufinden, was aus dieser Tante geworden ist.

Berlin 1914: Die junge Amerikanerin Violet Grant arbeitet gemeinsam mit ihrem wesentlich älteren Ehemann am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin als Wissenschaftlerin. In Rückblenden wird erzählt, wie sie ihn - ihren ehemaligen Professor - einst in England kennenlernte.

Sie ist sich nicht sicher, ob die Heirat die richtige Entscheidung war, doch immerhin kann sie als Physikerin arbeiten und hat bereits prominente Physiker wie Albert Einstein oder Max Planck kennen gelernt. Ihre Familie kann ihr diese Entscheidung nicht verzeihen und bricht den Kontakt zu ihr ab, so dass ihre Familie nunmehr nur noch aus ihrem ungeliebten Ehemann besteht.

Als sie dann eines Tages einen ehemaligen Schüler ihres Mannes kennenlernt, ahnt sie nicht, dass diese Begegnung ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird...

Auf unterschiedlichen Handlungs- und Zeitebenen wird die Geschichte der zwei jungen Frauen erzählt, die sich in Zeiten emanzipieren wollen, in denen das nicht selbstverständlich war. Durch beide Handlungsstränge begleitet man die ungewöhnlichen Lebenswege und Geschichten dieser Frauen, die einige Gemeinsamkeiten haben.

"Das geheime Leben der Violet Grant" ist unglaublich lesenswert und überaus amüsant. Ein spritziges und freches Buch, das mir viel Spaß beim Lesen bereitet hat.