Rezension

Ergreifend

Der Sänger
von Lukas Hartmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Ein Lied geht um die Welt, ein Lied, das euch gefällt...", das ist wohl der größte Erfolg des Sängers Joseph Schmidt. Bisher kannte ich zwar den Namen des Sängers, wusste aber nichts über sein Leben und sein tragisches Schicksal.

Schmidt muss wegen seiner jüdischen Herkunft vor den Nazis fliehen, zuerst nach Frankreich und dann, als es dort zu gefährlich wird, lässt er sich von einem Schlepper über die Grenze zur Schweiz bringen. Er hofft, dass er bei einem Bruder einer Bekannten unterkommen kann, doch schnell gerät er in die Mühlen der Verwaltung. Wie alle anderen illegalen Flüchtlinge kommt er, obwohl schwer krank, in ein Internierungslager. Dort verschlimmert sich seine Krankheit und er muss ins Krankenhaus. Der Chefarzt stempelt ihn als Simulanten ab und schickt ihn zurück ins Lager. Dort stirbt er einen Tag später mit nur 38 Jahren.

Hartmann erzählt die tragische Lebensgeschichte des lyrischen Tenors sehr sachlich, aber nicht ohne Empathie. Eingeschoben sind Passagen, in denen eine junge Verehrerin des Sängers berichtet, wie sie ihn unbedingt im Lager sehen will und in denen ein Verwaltungsmitarbeiter Entschuldigungen für sein Handeln vorbringt. "Draußen Krieg und Schrecken, drinnen die Selbstzufriedenheit der Verschonten!" wirft seine Frau ihm vor und das trifft den wunden Punkt. Denn die Schweiz hätte sicher viel mehr tun können und verschiedene Organisationen und Kirchen hatten sie dazu aufgefordert, doch man blieb bei der sehr restrektiven Flüchtlingspolitik. In diesem Punkt ist das Buch auch sehr aktuell.

Mich hat das Buch sehr bewegt. Es schildert Schmidts Schicksal exemplarisch für viele Flüchtlinge in der Nazizeit. Es ist sehr gut lesbar geschrieben und gut recherchiert. Weiterführende Buchhinweise und Hörtipps runden das Buch ab.

Auf jeden Fall lesenswert!