Rezension

Erinnerungen

Memoria -

Memoria
von Zoë Beck

Bewertet mit 5 Sternen

Harriet ist unterwegs zu einem Auftrag, als auf Grund eines Waldbrandes ihr Zug gestoppt wird. Während der Wartezeit wird sie zur Retterin einer älteren Dame, die vom Feuer in ihrem Haus eingeschlossen wird. Nach der Rettungsaktion steht Harriet völlig neben sich, ist sie doch ohne zu Zögern ins Auto gesprungen und ins Krankenhaus gerast und das, obwohl sie noch nie in ihrem Leben Auto gefahren ist.

Das Buch spielt in einer nicht allzu fernen, eher dystopischen Zukunft. Die Menschen haben es offensichtlich nicht geschafft den Klimawandel abzuwenden und leben in einer sehr gespaltenen Gesellschaft. Gut bezahlte Jobs sind ebenso schwer zu finden, wie bezahlbarer Wohnraum und so hausen Viele in verlassenen Bürotürmen, unter unzumutbaren und trostlosen Verhältnissen. Allein dieses Setting macht das Buch schon interessant. 

Hauptfigur Harriet wirkt auf den Leser wie jemand, der sich mit der Situation arrangiert hat. Aus gut situierten Verhältnissen stammend hat ein Schicksalsschlag dafür gesorgt, dass ihr Leben in eine andere, als die ihr vorbestimmte Richtung verlaufen ist. Sie ist nicht unbedingt eine Figur, die man direkt ins Herz schließt, der man sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr annähert.

Mit der oben schon angedeuteten Rettungaktion, rutscht man, ebenso wie die Hauptfigur, langsam, aber unaufhörlich in den Bann der Geschicht. Bei Harriet werden durch die Begegnung mit der Unbekannten merkwürdige Erinnerungen ausgelöst, Erinnerungen, die nicht in Harriets bisheriges Leben passen, die aber den Drang auslösen, ihnen auf den Grund zu gehen. Es beginnt eine Reise in ihre Vergangenheit, während derer man Zeuge einiger traumatischer Enthüllungen wird. Bruchstückhaft werden vergangene Ereignisse offengelegt. Da man immer nur Schnipsel erhält, ist man ständig dabei die Geschehnisse umzukonstruieren. Was in dem einen Kapitel als "Wahrheit" angenommen wird, kann im Nächsten schon wieder völlig falsch sein. Die Geschichte ist ständig in Bewegung, springt von Situation zu Situation und ist dabei durch die permanente, unbekannte Bedrohung auch noch sehr spannend. 

Wie auch schon bei anderen Krimis/Thrillern in denen die Hauptfigur an Erinnerungslücken, oder auch Amnesie leidet, weiß man als Leser hier nie, was wahr und was falsch ist. Die Geschichte muss ständig neu bewertet und überdacht werden und natürlich kommt es trotzdem am Ende vollkommen anders als erwartet. Die Autorin schafft es aber sehr gut die losen Fäden zusammenzuführen und stimmig miteinander zu verbinden. Ihre recht unaufgeregt Art zu schreiben, dabei aber eine unglaubliche Spannung zu erzeugen hat mich direkt gefesselt und ich habe die 280 Seiten an einem Nachmittag weggelesen.