Rezension

Erinnern und Vergessen

Memoria -

Memoria
von Zoë Beck

Bewertet mit 5 Sternen

Zoe Becks Roman “Memoria“ spielt in Deutschland in der nahen Zukunft. Der Klimawandel ist weiter fortgeschritten und verursacht immer wieder gefährliche Brände. Eines Tages befindet sich Protagonistin Harriet, 32 in einem Zug, der auf freier Strecke hält, weil ein Seniorenheim wegen eines Großbrandes evakuiert werden muss. Harriet steigt aus wie viele andere auch. Plötzlich sieht sie am Fenster eines Hauses eine alte Frau, die verzweifelt um Hilfe ruft. Zusammen mit zwei anderen Frauen rettet Harriet sie in letzter Minute und bringt alle mit dem Auto der Frau in Sicherheit. Diese Episode löst bei Harriet Fragen und Erinnerungen aus: Die Frau hat sie mit ihrem Namen angesprochen, und sie hat sich automatisch ans Steuer gesetzt, obwohl sie glaubt, nie einen Führerschein besessen zu haben – ein Irrtum, wie sich zeigen wird. Harriet beginnt, ihre Vergangenheit zu erforschen. 15 Jahre zuvor ist etwas Furchtbares geschehen, aber sie weiß nicht was. Sie erinnert sich an Gewalt, die sie erlitten und selbst ausgeübt hat. Die rätselhafte Verletzung einer Hand beendete die geplante Karriere als Konzertpianistin, und Harriet wurde stattdessen Klavierbauerin. Die Familie zog damals überstürzt von München nach Frankfurt. Dort lebt Harriet nach dem Tod der Mutter in sehr prekären Verhältnissen, obwohl die Familie einst reich war. 
Harriet dringt immer tiefer in ihre Vergangenheit ein und kommt lange verborgenen Geheimnissen auf die Spur. Ihre Nachforschungen bringen sie jedoch zunehmend in Gefahr. Immer wieder wird die Zuverlässigkeit von Erinnerungen in Frage gestellt. Harriet kann sich jedenfalls nicht darauf verlassen, dass das, was sie für wahr hält, tatsächlich geschehen ist. Die Autorin hat diese Thematik, verbunden mit den Ereignissen in Harriets Leben, zu einem spannenden, gut lesbaren Thriller verarbeitet, den ich gern weiterempfehle.