Rezension

Erschreckende Zukunftsversion

Memoria -

Memoria
von Zoë Beck

Bewertet mit 4 Sternen

Gut geschriebene erschreckende Zukunftsvision, die fragt, wie weit Wissenschaft gehen darf.

Harriet rettet bei einem Waldbrand eine Frau, die sie zu kennen scheint, während sie Harriet völlig unbekannt ist. Diese Begegnung löst Zweifel und eine zunehmende Unsicherheit bei der Protagonistin aus und erschüttert wie ein Beben ihr bisheriges Leben. Das auffällige Cover mit den intensiven Farben, den Flammen und den verfremdeten seismischen Wellen steht für mich für dieses einschneidende Erlebnis.

Harriet kann manchmal nicht mehr zwischen Träumen und Erinnerungen unterscheiden, sie bemerkt immer mehr Erinnerungslücken, je mehr sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und macht sich auf den Weg in ihre Heimatstadt München, um herauszufinden, was vor dem Umzug nach Frankfurt geschehen ist.

Zoë Beck schreibt prägnant, die Figuren sind gut ausgearbeitet, trotzdem bleiben sie für mich auf Distanz. Nüchtern und dennoch bildhaft stellt die Autorin Deutschland in naher Zukunft dar und denkt dabei die aktuelle Situation weiter. Es herrschen hohe Temperaturen und Waldbrände treten selbst in Mischwäldern häufig auf, Missernten aufgrund jahrelanger Dürre sind an der Tagesordnung, Securityfirmen boomen, mit deren Hilfe sich Wohlhabende vor Armen schützen. Harriet bewohnt ein Zimmer in einem früheren Büroturm in Frankfurt. In diesen 'Gemeinschaftswohnflächen' sind Strom und Wasser täglich rationalisiert und relativ sicher sind nur die oberen Stockwerke.

Erzählt wird aus Harriets Perspektive, so dass ich als Leserin keinen Wissensvorsprung habe, sondern mit Harriet zusammen nach Antworten suche. Der Spannungsbogen ist hoch in diesem komplexen Thriller, die Auflösung auf mehr als einer Ebene erschütternd. Ich bleibe mit der Frage zurück, was Wissenschaft darf und ab wann sie Grenzen überschreitet.

Ich empfehle 'Memoria' nicht nur Thriller-Fans, sondern allen Lesern, die sich für Zukunftsvisionen interessieren.