Rezension

Erwachsenwerden in Neapel

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen - Elena Ferrante

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
von Elena Ferrante

Bewertet mit 4 Sternen

Gianna ist 13 Jahre alt, sie wächst recht behütet in Neapel auf. Eine unbedachte Äußerung ihres Vaters stürzt sie in große Verzweiflung und Unsicherheit, bezeichnet er sie nicht nur als hässlich, sondern vergleicht sie auch noch mit seiner verhassten Schwester Vittoria. Der Kontakt zu diesem Familienzweig ist schon lange eingeschlafen, doch Neugier und Rebellion lassen Gianna ihn wiederaufleben. Dabei entdeckt sie nicht nur viel über ihre Familie, sondern auch sich selbst.

Um den Ferrantehype bin ich bisher eigentlich ganz gut herumgekommen, doch dank diesem Roman verstehe ich ihn ein bisschen besser. Die großen Stärken liegen sicherlich in der genauen Zeichnung der Charaktere, ihrer Nahbarkeit, aber natürlich auch in den Beschreibungen der Lebensumstände in der Stadt Neapel. Auch der Schreibstil hat vieles für sich, die Dialoge wirken nie aufgesetzt. Als Leser begleitet man Gianna über drei aufregende Lebensjahre hinweg, nicht immer wirkt ihre Entwicklung stimmig mit ihren Erfahrungen; trotzdem entsteht eine runde Handlung, der ich gerne gefolgt bin. Mich mit einem Buch über pubertierende Teenies zu unterhalten ist sicherlich nicht ganz leicht, aber die Autorin hat es mühelos geschafft. Ihre neapolitanische Saga wird mir sicherlich auch noch mal auf dem To-read-Stapel begegnen.