Rezension

Es duftet nach Vanille

Unter dem Vanillemond - Petra Pfänder

Unter dem Vanillemond
von Petra Pfänder

Bewertet mit 5 Sternen

Annabel Hansen arbeitet bei der Kanzlei Jansen & Jansen und steht kurz davor zur Partnerin ernannt zu werden, als sie die Mitteilung erreicht, dass ihr Vater gestorben ist.

Carsten Hansen war Inhaber des Vanille-Kontors in Hamburg und Besitzer einer Vanille-Plantage auf Madagaskar. Annabel wird schmerzlich bewusst, dass sie ihren Vater seit 12 Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen hat - seit dem Tag, an dem sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie Jura studieren wird und mit Vanille nichts zu tun haben möchte. Und nun ist er, an einem einsamen Strandabschnitt auf Madagaskar, einem Herzinfarkt erlegen.

Als sie im Vanille-Kontor die Schreibtischschubladen sichtet, fällt Annabel ein Brief in die Hände, den ihr Vater an ihre Mutter geschrieben hat. Barbara Hansen ist schon seit Jahren tot.

Annabel nimmt das nächste Flugzeug nach Madagaskar um der Beisetzung ihres Vaters beizuwohnen und stellt dort verwundert fest, dass Carsten Hansen scheinbar 2 Leben gelebt haben muss. Ihr gegenüber war er früher stets verschlossen, zurückhaltend und oft auch mürrisch - auf Madagaskar hatte er viele Freunde, war ein angesehener Mann und Arbeitgeber und Annabel rennt mit ihren Fragen nach dem Leben ihres Vaters nicht überall offene Türen ein. Nach und nach eröffnet sich ihr die Faszination Madagaskars und sie beginnt zu verstehen, was ihren Vater an diesen Flecken afrikanische Erde gebunden hat.

Auf dieses Buch von Petra Pfänder bin ich über ein Facebook-Posting von Ullas Bücherseite http://ullasleseecke.blogspot.de/ gestoßen. Mich hat das Cover sehr angesprochen und die Rezension von Ulla zeigte mir, dass das ein Buch genau nach meinem Geschmack ist. Wie der Zufall es wollte, postete Ulla kurz darauf auf ihrer Facebook-Seite https://www.facebook.com/ullasbuchtreff/?fref=ts, dass sie dieses Buch versehentlich 2 x vom Verlag bekommen hätte und nun suche sie für ein Exemplar ein neues Zuhause; gegen Rezension und Gastkommentar auf ihrem Blog. Das Glück war mir hold, denn außer mir wollte niemand dieses Buch haben und so konnte ich schon einige Tage später mit dem Lesen beginnen.

Familiengeschichten, die sich erst nach dem Tod eines oder beider Elternteile offenbaren, sind nichts neues, aber sie üben große Faszination auf mich aus. Anfangs ging ich davon aus, dass es sich bei dem Buch um einen historischen Roman handele. Ich lese sehr gerne historische Romane, aber ich fand es auch mal angenehm, dass diese schöne Familiengeschichte im Hier und Jetzt spielt.

Die Story wird von einer Dritten Person aus der Sicht von Annabel erzählt. Der Schreibstil von Petra Pfänder ist angenehm schnörkellos und nachdem man einmal in die Geschichte eingetaucht ist, möchte man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Zumindest mir ging es so.

Die Beschreibung der Landschaft, der Vanilleplantage und den anderen Settings des Romans fand ich authentisch und ich lasse mich sehr gerne einfangen von schön beschriebenen Orten. Auch die Protagonisten wurden authentisch dargestellt und ließen die Handlung lebendig werden.

Die Beschreibung Annabels ist anfangs die einer Karrierefrau. Sie steht kurz vor der Ernennung zur Partnerin einer renommierten Anwaltskanzlei und so tritt sie auch auf. Ein wenig resolut und distanziert. Es ist schön zu sehen, wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert, ihre Liebe zu Madagaskar erkennt und letztendlich auch Frieden mit ihrem Vater schließen kann, dessen Leben zu Hause in Hamburg ein anderes war, als das auf Madagaskar. Da ihre Mutter schon lange nicht mehr lebt, sind ihre Tante Marlene und Onkel Bernd, die die Vanilleplantage leiten, nun das einzige Bindeglied zwischen Annabel und ihren Eltern. Nach und nach wird ihr auch ihre eigene Geschichte offenbart.

"Unter dem Vanillemond" traf genau meine bibliophile Ader und ich werde gerne nach weiteren Büchern von Petra Pfänder Ausschau halten.